Auf den ersten Blick hat der Schulstreit in Essen-Borbeck nur wenig mit unserem Thema zu tun, zumal hier die Schulpolitik der Kommune eine wichtige Rolle spielt. Allerdings wird auch in diesem Fall klar: Die Aufhebung der Schulbezirke birgt – zumal in Verbindung mit Konfessionsschulen – viel Sprengstoff. Die Aufnahmekriterien Geschwisterkinder und Schulweg werden ausgehebelt durch das Konfessionskriterium, obwohl Religion und Glaube für die wenigsten Eltern das eigentlich entscheidende Kriterium für die Schulwahl ist. Es ist offenbar schwer, in dieser Gemengelage einen nachhaltigen, kosteneffizienten und von allen Seiten akzeptierten Schulentwicklungsplan zu entwickeln und umzusetzen.
Zur Not würden die Eltern sogar vor dem Rathaus demonstrieren. „Doch soweit soll es erst gar nicht kommen“, meint Heike Polzin. Eigentlich wollte sie ihre Tochter auf der Dionysius-Schule in Borbeck anmelden – doch die Stadt lehnte sie und weitere 35 Kinder ab. Denn im kommenden Schuljahr soll die „Dio-Schule“ nur mit zwei Eingangsklassen fahren, beschloss der Rat im Juni vergangenen Jahres. Und ist mit 58 Plätzen nun voll. Ginge es nach den Plänen der Politiker, sollen die abgewiesenen Kinder der katholischen Grundschule eine eigene Klasse auf der städtischen Dürer-Gemeinschaftsgrundschule bilden, die noch Kapazität für 20 Schüler frei hat. „Nicht mit uns“, sagen 18 Eltern, die sich auf die freie Schulwahl berufen und nun erstmals in den Widerstand gehen.
Der Westen, 23.02.2011, Borbecker Eltern berufen sich auf freie Schulwahl