Die Vorstellungen darüber, welchen Auftrag Katholische Grundschulen erfüllen sollen, scheinen von Bistum zu Bistum unterschiedlich zu sein. In Essen dürfen und sollen die Schulen offenbar für alle offen sein, denn „nichtkatholische Kinder stören nicht“, sofern sie der katholischen Erziehung zustimmen.
„Essen. Das Bistum Essen will keine katholische Grundschule nur für katholische Kinder. Diese Hoffnung der CDU in Essen, auf der schulpolitischen Fachtagung am 8. November im Haus der Technik und von Parteichef Franz-Josef Britz im Vorfeld formuliert, wird sich nicht erfüllen.
[…] Bernd Ottersbach, der Schuldezernent des Ruhrbistums, hat im NRZ-Gespräch klar zu verstehen gegeben, „dass das Bistum an einer katholischen Grundschule nur oder vorwiegend für katholische Kinder kein Interesse hat. Das widerspräche auch fundamental unseren Bemühungen und Vorstellungen von Integration“. Dies könne auch nicht das Ziel sein, „diese Kinder erhalten ihre Prägung doch bereits zu Hause, und da brauchen wir auch keine eigene katholische Schule“. […]
Dem müssten an den katholischen Schulen im übrigen auch die muslimischen Eltern schriftlich zustimmen: „Sie möchten aber genau diese religiöse Erziehung. Ihren muslimischen Glauben praktizieren sie Zuhause mit den Kindern.“ Das habe nichts mit Missionierung zu tun, „sondern mit dem Wert religiöser Erziehung“.
Vor diesem Hintergrund halte er die Argumentation auch manchmal für befremdlich, katholische Grundschulen aufzulösen, um die Gemeinschaftsgrundschulen zu retten. „Während hier immer schnell davon die Rede ist, der Schulweg sei den Kindern nicht zuzumuten, ist davon bei den Kindern, deren Eltern eine katholische Grundschule wählen wollen, keine Rede.“
Das Argument wird in diesen Tagen in Überruhr einmal mehr eine Rolle spielen: Vom 23. bis 25. November läuft das Bestimmungsverfahren für die neue Grundschule Überruhr. 430 Eltern sind an der Johann-Peter-Hebel-Schule und der katholischen Suitbertschule aufgerufen, über die Schulart zu entscheiden. Um die Grundschule als katholische Schule führen zu können, müssten 224 Eltern dafür stimmen, sonst wird die Überruhrer Schule am 1. August 2012 als Gemeinschaftsgrundschule starten. Wahlberechtigt sind die Eltern der Erst- und Zweitklässler und der beiden letzten Kita-Jahrgänge.
Der Rat der Stadt sah sich zu einer Zusammenlegung gezwungen, da die Johann-Peter-Hebel-Schule zuletzt kaum noch ausreichende Anmeldungen verzeichnete, die gegenüber liegende Suitbertschule dagegen sich kaum vor Anmeldungen retten konnte.“
Der Westen, 18.11.2010, Andere Vorstellung von Integration