Nicht überall sperren sich Vertreter der katholischen Kirche gegen Umwandlungen.
„(…) zum neuen Schuljahr drohen vielen Kindern in Neuss weite Schulwege. Die Schulleiter der 19 katholischen Grundschulen haben die Anweisungen von der Schulaufsicht, zunächst nur Kinder dieses Bekenntnisses aufzunehmen, bis die Schlüsselzahl „25“ für die Bildung einer Klasse erreicht ist.
Kommt diese so nicht zustande, dürfen andersgläubige Kinder hinzukommen, wobei evangelische Kinder auf dieser „Hitliste“ am Ende rangieren. Ein unmöglicher Zustand, findet Dr. Christoph Sommer diese Vorgehensweise. Sommer ist seit drei Jahren Schulpflegschaftsvorsitzender der St. Martinus-Schule in Uedesheim. Dort laufen derzeit intensive Bemühungen, die Lehranstalt in eine Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln. „Wir wollen den drohenden Grundschüler-Tourismus vermeiden“, sagt Sommer. „Die St. Martinus-Schule soll weiterhin eine Schule für alle Uedesheimer Schüler sein, unabhängig von ihrer Konfession.“ Derzeit gibt es in Neuss neben den 19 katholischen noch vier evangelische Bekenntnisgrundschulen (wobei die Paul-Gerhardt-Schule ausläuft) sowie sechs Gemeinschaftsgrundschulen. (…)
Stadtdechant Jochen Koenig äußert Verständnis: „Ich bin für eine sinnvolle Reduzierung der katholischen Grundschulen. Deren heutige Zahl entspricht nicht mehr der damaligen Zahl von katholischen Kindern, als die Schulen gegründet wurden. Es geht nicht an, dass Kinder morgens und mittags 45 Minuten mit dem Bus fahren müssen.“
NGZ Online, Neuss, Vor dem Umbruch
Die 25er-Regelung: 25 katholische Kinder, dann der Rest, ganz zuletzt die evangelischen
Im Sommer wurden die katholischen Grundschulen Barbara und Richard-Schirrmann in Gemeinschaftsschulen umgewandelt. Jetzt planen Eltern Gleiches an der Grundschule Holzheim und Hubertus-Schule. An der Grundschule Holzheim und der Hubertus-Grundschule laufen Bestrebungen von Eltern, diese katholischen Schulen in Gemeinschaftsschulen umzuwandeln.
Die Neusser Schullandschaft bewegt sich (weiter): Die Grundschule Holzheim und die Hubertus-Grundschule in Reuschenberg, beides katholische Einrichtungen, sollen zum kommenden Schuljahr Gemeinschaftsgrundschulen werden. Dies ist der erklärte Wille von Elternvertretern. Sie arbeiten derzeit daran, die Voraussetzungen für das Einleitungsverfahren zu schaffen.
Für Norbert Pesch ist die Sache klar: „Wir wollen nicht, dass Kinder aufgrund ihrer Konfession abgelehnt werden. Wir wollen keine Trennung von bestehenden sozialen Bindungen“, sagt der Vorsitzende der Schulpflegschaft der Hubertus-Schule. […]
„Hinzu kommt die soziale Komponente: Kinder, die zusammen in den Kindergarten gegangen sind, die am Nachmittag zusammen spielen – sie sollen auch die Möglichkeiten haben, in die gleiche Schule zu gehen.“ Sorgen von Eltern, die befürchten, dass eine religiöse Erziehung in einer Gemeinschaftsschule zu kurz käme, zerstreut Norbert Pesch: „Religionsunterricht wird getrennt nach Bekenntnis von Fachlehrern unterrichtet, die Feste des Kirchenjahres werden weiterhin gefeiert, die christlichen Werte und Ziele im Schulprogramm verankert.“
Auslöser der Aktivitäten der Eltern ist die Anweisung der Schulaufsicht an die Schulleiter der katholischen Grundschulen, zunächst nur Kinder dieses Bekenntnisses aufzunehmen, bis die Schlüsselzahl „25“ erreicht ist. Kommt diese so nicht zustande, dürfen auch andersgläubige Kinder aufgenommen werden. Wobei die evangelischen Kinder in dieser „Rangliste“ ganz hinten stehen, weil sie ja eine evangelische Grundschule besuchen sollen.
Bereits Anfang diesen Jahres kritisierten Eltern an anderen Schulen diese Regelung und befürchteten einen „Grundschüler-Tourismus“. Mit der Festlegung auf eine Klassengröße von 25 Kindern will die Schulaufsicht im Rhein-Kreis verhindern, dass es zu viele kleine Klassen gibt und mit der „25er-Regelung“ eine bessere Lehrerverteilung erreichen. Zu Beginn diesen Schuljahres sind mit der Barbaraschule in der Nordstadt und der Richard-Schirrmann-Schule in Hoisten bereits zwei katholische Grundschulen in Gemeinschaftsgrundschulen umgewandelt worden.
Dort hatte es die erforderliche Stimmenmehrheit der Eltern gegeben. An zwei anderen Grundschulen, St. Martinus in Uedesheim und St. Konrad in Gnadental, scheiterten diese Bemühungen. An St. Martinus fehlten lediglich vier Stimmen für eine Umwandlung. Manche Schulleiter sehen die Bestrebungen der Eltern positiv. Die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule kann durchaus eine Bestandssicherung bedeuten. Die Gefahr besteht, dass wegen der „25er-Regelung“ aus einer bislang zweizügigen katholischen Grundschule schnell eine nur noch einzügige Schule wird.
NGZ Online Neuss, 15.11.2004Schulen vor Umwandlung