Verfassung ändern wegen Bekenntnisschulen? Unmöglich, hieß es bisher. Jetzt macht die CDU Neuss einen Vorstoß in eben diese Richtung. Aber nicht etwa, um die Bekenntnisschulen abzuschaffen, sondern um eine weitere Schulart einzurichten, die “christlich-ökumenische Bekenntnisschule”. Nicht erklärt wird, wie sichergestellt werden kann, dass diese Schulart einen Beitrag zur Integration und Chancengleichheit im frühkindlichen Bildungsbereich leistet. Soll sie wohl auch nicht. Egal, wir begrüßen es, wenn über das Thema Bekenntnisschulen im Land NRW trotz ihres Verfassungsrangs diskutiert wird. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Umwandlungen
Geht gar nicht: Konrektorin mit falschem Bekenntnis. Schließlich könnte die Rektorin ja mal krank sein.
Manchmal sind uralte Zeitungsartikel brandaktuell. Wie lange soll das eigentlich noch so weitergehen? Und warum sieht die Politik da keinen Handlungsbedarf, sondern spricht immer nur vom Elternwillen? Selber lesen, bitte.
“Bärbel Blasek, 41 Jahre alt, ist Lehrerin aus Passion. Die Arbeit mit den Kindern mache ihr Spaß, sagt sie. Und auch die Schule, an der sie unterrichtet, die Grundschule im westfälischen Städtchen Buren bei Bielefeld, liege ihr „am Herzen”. Deswegen und auch weil die Kollegen ihr alle zugeredet hätten, habe sie sich um die freigewordene Stelle als Konrektorin beworben. Weiterlesen
Politik unter dem Segen der Bischöfe 1967=2011?
Uralte Artikel können richtig spannend sein. Dieser hier ist von 1967, dem Jahr, in dem Helmut Kohl im erzkatholischen Rheinland-Pfalz die Bekenntnisschulen abschaffte. Faszinierend, wie sehr die Politik sich von der Kirche abhängig machte: Der ausgehandelte Schulfrieden stand unter dem Vorbehalt, dass er den Segen der Bischöfe bekam, wie es in dem Artikel heißt… Entgegen der damaligen Erwartung blieb aber das erwartete “langsame Sterben der Konfessionsschulen” aus. Die Macht der Kirche im Rheinland scheint ungebrochen. Weiterlesen
SPD-Stadtrat: Konfessionsschule hat sich überlebt
SPD-Stadtrat in Warendorf: Konfessionsschulen sind von gestern und verursachen unnötig hohe Kosten. Aber was hat die Politik damit zu tun: Sollen sich doch die Eltern mit der Kirche streiten…
“Für Dr. Erich Tertilt (SPD) ist die Diskussion über Zahl und Größe zukünftiger Grundschul-Standorte auch Anlass darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll wäre, die vier Bekenntnis-Grundschule (drei katholische, eine evangelische) in der Stadt in Gemeinschaftsschulen umzuwandeln. Tertilt: „Ich glaube, die Konfessionsschule hat sich überlebt.“ Weiterlesen
KGS oder GGS, was ist richtig für Buschdorf?
An der KGS Buschdorf fand am Mittwoch, den 26.1.2011 eine Informationsveranstaltung statt zum Thema: “KGS oder GGS, was ist richtig für Buschdorf?”. Zentrales Thema war natürlich die Frage der Aufnahmekriterien. Nun muss man wissen, dass die KGS Buschdorf bisher fast alle Merkmale einer GGS besitzt: Sie war und ist eine Schule für alle Buschdorfer, und die Schule bietet als sogenannte “flächenversorgende” Grundschule sogar Alternativen zum katholischen Religionsunterricht. Da es für das kommende Schuljahr weniger als 60 Anmeldungen für die zweizügige Schule gibt, müssen anders als im Vorjahr auch keine Buschdorfer Kinder abgelehnt werden. Alles ok also? Nicht ganz. Weiterlesen
KGS Leiberg: Umwandlung zur GGS, um Standort zu erhalten (erfolglos)
Das mit den verschiedenen Schulformen gibt viel Spielraum für taktische Spielchen. Auch hier wieder: Religiöse Überzeugungen scheinen nicht im Vordergrund zu stehen. Die KGS Leiberg wurde von einer KGS zu einer GGS umgewandelt in der Hoffnung, damit mehr Schüler anzuziehen. Trotzdem fiel der Beschluss, den Standort zu schließen.
“Der Stadtrat Bad Wünnenberg hat erwartungsgemäß am 16. Dezember 2010 das Aus für die Grundschule Leiberg beschlossen und damit ein Votum des Schulausschusses bestätigt. Appelle der Leiberger Schulpflegschaft, den Beschluss zu vertagen, waren damit erfolglos.
Das heißt: Zum Beginn des Schuljahres 2011/12 werden die Erstklässler aus Leiberg in der Grundschule in Bad Wünnenberg eingeschult. Die Grundschule in Leiberg besteht zunächst mit drei Klassen fort.
(…)
Im Kern setzen die Eltern bei einer Gemeinschaftsschule in Leiberg auf das Interesse von Eltern in Nachbarorten wie Bad Wünnenberg oder Hegensdorf, ihre Kinder zur Grundschule ins nahe gelegene Leiberg zu senden. Leiberg wäre in diesem Fall im Bad Wünnenberger Stadtgebiet die einzige Gemeinschaftsschule und auch für Hegensdorf die nächst erreichbare Gemeinschaftsschule. Da Eltern die freie Schulwahl haben, könnte sie ihre Kinder ohne Sorge um den Verlust der Fahrtkostenübernahme ihre Kinder in Leiberg anmelden. Dies geht bei einer Bekenntnisschule in Leiberg nicht. Also wird Leiberg nur bei einer Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule für Eltern in Nachbarorten ein erreichbares Ziel.In Bad Wünnenberg wären Eltern nicht mehr länger genötigt, ihre Kinder in eine Bekenntnisschule als die einzige Schulform am Ort zu senden. Hegensdorfer Eltern bekommen das Angebot eines deutlich kürzeren Schulweges. Heute fahren Kinder zur Grundschule nach Harth, im Winter oft über Büren.”
Weiterlesen: Homepage zu den Geschehnissen um die Leiberger Grundschule
Drei-Religionen-Schule in Osnabrück
Weil die Zahlen katholischer Schüler/innen zurückgehen, strebt das Bistum Osnabrück in Niedersachsen eine Umwandlung der öffentlichen katholischen Johannisschule in eine private Drei-Religionen-Grundschule an. Im Sommer 2012 soll es so weit sein. Klingt interessant, ist aber nicht unumstritten:
“Der aktuelle Schulleiter der Johannisschule lässt sich zu Beginn des kommenden Halbjahres versetzen, weil er es lieber gesehen hätte, wenn aus seiner Schule eine öffentliche Einrichtung ohne Zulassungsbeschränkungen geworden wäre. Das sehen einer Umfrage des Schulelternrates zufolge auch 51 Prozent der Eltern so. Nur 23 Prozent der Mütter und Väter befürworten das trialogische Modell.”
tageszeitung, 3.1.2011: “An der Wand Kreuz und Menora”
s. auch ndr.de, 18.3.2011, “Grünes Licht für Drei-Religionen-Grundschule”
und
evangelisch.de, 11.7.2011, “Alles, bloß nicht evangelisch: Das multireligiöse Schulprojekt“
Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema
Die GEW Info in Essen ist der Meinung: Gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule gilt in Essen nicht.
“Zur Entstehung dieses Problems muss man wissen, dass 1969, bei der Neuordnung des Schulwesens in NRW, im Zuge der Umwandlung aus Volksschulen Grund- und Hauptschulen gebildet wurden. Jede neu gebildete Schule führte ein Bestimmungsverfahren durch: Dabei konnte die Elternschaft einer jeden Schule entscheiden, ob ihre Schule als katholische, evangelische oder als Gemeinschaftsschule geführt werden sollte. (…) Eine Momentaufnahme des Elternwillens von 1969 bestimmt bis heute unsere Grundschullandschaft in Essen. (…)
Warum melden eigentlich Eltern, dort wo sie die Wahl haben, ihre Kinder lieber in einer konfessionellen Schule an? „Der christlichen Erziehung wegen“, sagen viele. Bei den massenhaften Kirchenaustritten in den letzen Jahren bleiben daran Zweifel. Eltern suchen für ihr Kind eine besonders gute Schule: Was diese auszeichnet, sehen sie sehr verschieden: Ist es mehr die christliche Werteorientierung oder der geringe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, der den Ausschlag gibt? Klar ist auf jeden Fall eines: Konfessionelle Schulen verhindern in Essen an vielen Standorten eine gesunde Heterogenität der Schülerschaft. Damit gilt in Essen eben nicht gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule!”
Lesen Sie den ganzen Artikel: Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema (s. 2)
Bistum Essen: Katholische Grundschule für alle
Die Vorstellungen darüber, welchen Auftrag Katholische Grundschulen erfüllen sollen, scheinen von Bistum zu Bistum unterschiedlich zu sein. In Essen dürfen und sollen die Schulen offenbar für alle offen sein, denn “nichtkatholische Kinder stören nicht”, sofern sie der katholischen Erziehung zustimmen.
“Essen. Das Bistum Essen will keine katholische Grundschule nur für katholische Kinder. Diese Hoffnung der CDU in Essen, auf der schulpolitischen Fachtagung am 8. November im Haus der Technik und von Parteichef Franz-Josef Britz im Vorfeld formuliert, wird sich nicht erfüllen.
Freie Schulwahl? Die Situation in Marsberg bei zurückgehenden Schülerzahlen
Interessante Geschichte. In Marsberg wiesen Lehrer und Eltern 2008 darauf hin, dass nach der Aufhebung der Schulbezirke eine vorab starre Festlegung der Zügigkeit die freie Schulwahl der Eltern de facto wieder einschränkt.
Der Westen, 26.9.2008, “Wo bleiben der freie Elternwille und die freie Schulwahl?”
2010: Die GGS hat wenig Anmeldungen und soll geschlossen werden.
“Vielen Eltern gefällt das nicht. Sie hätten nicht umsonst ihre Kinder in eine Gemeinschaftsgrundschule geschickt und nicht in eine kath. Bekenntnisschule, monieren sie gegenüber der WP.
Sie finden es unmöglich, dass ihnen von Seiten der Schulaufsicht der Vorschlag gemacht wurde, dass sie, falls sie ihr Kind nicht in eine Bekenntnisschule schicken möchten, ihnen ja noch die Gemeinschaftsgrundschule im zehn Kilometer entfernten Giershagen zur Verfügung stünde.”
Der Westen, 3.2.2010, Eltern fühlen sich hingehalten
Die Entwicklung seither:
Der Rat der Stadt Marsberg hatte am 25. März 2010 bei vier Gegenstimmen aufgrund der Schulentwicklungsplanung beschlossen, die Gemeinschaftsgrundschule „Diemeltal“ in Niedermarsberg zum Ende des Schuljahres 2009/2010 aufzulösen. Die derzeitigen Schüler werden seit dem 1. August 2010 gemeinsam mit den derzeitigen Schülern der Katholischen Grundschule im Schulgebäude „Am Burghof 11“ unterrichtet. Gleichzeitig wurde die Kerschensteiner-Schule aus dem Gebäude der Katholischen Grundschule in das Gebäude der Grundschule Diemeltal verlagert. Bei seiner Entscheidung hatte der Rat insbesondere auf das Anmeldeverhalten der Eltern an den Grundschulen des Stadtgebiets, rückläufige Schülerzahlen sowie die problematische Besetzung von Schulleiterstellen reagiert.
Eine Elterninitiative kritisierte, dass durch die Auflösung der Grundschule Diemeltal die Wahlmöglichkeit in der Kernstadt auf eine Bekenntnisschule beschränkt worden sei. Um eine Bildungsvielfalt zu gewährleisten, hätte jedoch auch der Bestand einer bekenntnisfreien Schule in der Innenstadt gewährleistet werden müssen. Eine Auflösung der Grundschule untergrabe die Entscheidungsfreiheit der Eltern hinsichtlich einer freien Schulwahl. Um dies zu verhindern, hätte es auch in Zukunft einer gesicherten Fortführung der Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule als bekenntnisfreie, christliche, offene Grundschule in der Marsberger Kernstadt bedurft.
Die Fortführung der Grundschule „Diemeltal“ wäre danach für die Stadt Marsberg im Vergleich zu der beabsichtigten Auflösung kostengünstiger gewesen. Bei einer solchen müssten zusätzliche Busverbindungen zu den bekenntnisfreien Schulen in Westheim und Giershagen eingerichtet werden.
Bürgerbegehren für Erhalt der Diemeltal-Schule, Träger: Elterninitiative “Rettet die Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule”
Bürgerentscheid – Direkte Demokratie vor Ort
Marsberg
Bürgerbegehren für Erhalt der Diemeltal-Schule
Träger: Elterninitiative “Rettet die Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule”