Fusion unter Zwang in Gelsenkirchen mit Konfessionsstreit

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„Gelsenkirchen. Die Zwangsheirat zweier Gelsenkirchener Grundschulen ist beschlossene Sache – über die Konfessionsgrenzen hinweg. Doch was die Landesregierung sich so einfach dachte, entpuppt sich als Hindernislauf: vom Streit um Kruzifixe bis zur demütigenden Nichtwahl der neuen Leiterin.

Zwei Schulen, die unter Schmerzen zusammenwachsen müssen, ein neues Landesgesetz, das über die Realität hinweg gezimmert wurde und eine Schulleiterin, die es zunächst gar nicht werden wollte und jetzt doch die Scherben aufsammeln muss: Das ist die Gemengelage, in der in den letzten Monaten die Wogen an der Gemeinschaftsgrundschule an der Georgschule in der Gelsenkirchener Innenstadt hochschlugen. Jetzt sind sie glatt.“

Der Westen, Wenn zwei Schulen unter Zwang fusionieren

Umwandlung der KGS Niederbachem zu einer GGS

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Umwandlung zur GGS, weil sich keine katholische Schulleiterin fand. Der evangelische Pfarrer ist enttäuscht.

Den Eltern der Kinder, die die Katholische Grundschule Niederbachem besuchen, reicht es

Nach mehr als zwei Jahren ist die Stelle des Schulleiters noch immer unbesetzt – Generalvikariat lehnte evangelische Bewerberin ab

Wachtberg. Den Eltern der Kinder, die die Katholische Grundschule Niederbachem besuchen, reicht es. Nachdem die Stelle des Schulleiters mittlerweile mehr als zwei Jahre lang unbesetzt ist, wollen sie endlich wieder eine ordentliche Führung für ihre Schule. Doch die unflexible Haltung des Kölner Generalvikariats ließ jetzt das Fass überlaufen. Die Schulpflegschaft hat einstimmig die Umwandlung der Katholischen Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule beschlossen, die Schulkonferenz hat diese Entscheidung am 16. Oktober einstimmig bestätigt. Das erfuhr der Wachtberger Schulausschuss in seiner jüngsten Sitzung von Fachbereichsleiterin Sabine Rullo.

„Grundsätzliche Erwägungen“ gaben den Ausschlag

Nach mehr als zwei Jahren, in denen sich nicht ein einziger Bewerber auf die ausgeschriebene Stelle des Schulleiters der Katholischen Grundschule Niederbachem gemeldet hatte, brachte ein Zeitungsbericht über diese missliche Lage doch noch einen Erfolg: eine Bewerberin erklärte ihre Bereitschaft, die Stelle zu übernehmen und ist auch entsprechend qualifiziert. Die Sache hat nur einen Haken: Die Frau ist evangelisch. Völlig inakzeptabel für das Erzbistum Köln. Anfang September lehnte das Generalvikariat die Besetzung der Schulleiterstelle mit einer evangelische Bewerberin rundweg ab. Da half auch eine Intervention von Bürgermeister Theo Hüffel nichts, die Kirchenvertreter blieben bei ihrer ablehnenden Haltung. Auch der Ausschussvorsitzende Hartmut Beckschäfer (CDU) hatte noch einmal das Generalvikariat angeschrieben mit der Bitte um Abänderung der Entscheidung, bekam aber nur einen lapidaren kurzen Brief zurück, in dem diese schwerwiegende Entscheidung recht unkonkret mit „grundsätzlichen Erwägungen“ begründete worden sei, sagte er.
Über diese ablehnende Entscheidung informierte der kommissarische Schulleiter Norbert Schulten am 17. September die Eltern in einer Schulpflegschaftssitzung. Die beschloss darauf einstimmig die Umwandlung der Katholischen Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule. Diese Entscheidung teilte die Schulpflegschaft auch gleich dem Schulamt des Rhein-Sieg-Kreises mit, mit dem das weitere Vorgehen abgestimmt wurde. Von dort hieß es, dies sei der erste Fall einer solchen Umwandlung im Kreisgebiet, aber durchaus legitim.
Ausschussmitglieder sind enttäuscht
„Wir bedauern, dass es so weit kommen musste, aber wir können die Eltern voll und ganz verstehen“, sagte CDU-Sprecherin Ursula Perkams. „Wenn sich die Vertreter der katholischen Kirche so verhalten, können wir nicht anders als das Verfahren zu unterstützen.“ Wenn alles problemlos durchgehe, könnte die Änderung schon zum nächsten Schuljahreswechsel vonstatten gehen. Auch CDU-Chef Stephan Zieger fand es „ausgesprochen enttäuschend, was die katholische Kirche hier abgeliefert hat“. Doch wirklich überrascht sei er nicht, denn bei den Verhandlungen über die Zukunft der katholischen Kindergärten habe man die gleichen enttäuschenden Erlebnisse gehabt. Auf seine Nachfrage bestätigte Rullo, die Kirche habe gegen den Beschluss der Eltern keine Einspruchsmöglichkeiten. SPD-Sprecherin Ulla Morr begrüßte den Elternbeschluss und fand ihn ohnehin überfällig, da gerade noch die Hälfte der Schüler in dieser Grundschule katholisch seien und der Rest „andersgläubig“. Der evangelische Pfarrer Günther Schmitz-Valadier fand es hingegen „überaus enttäuschend, dass dies von der Kirche einfach so weggeworfen wird.“ Doch nun sei die Sache wohl nicht mehr aufzuhalten.
Für die Gemeinde Wachtberg, die ohnehin Träger der katholischen Grundschule Niederbachem ist und somit zu 100 Prozent die Finanzierung sicherstellt, ändert sich bei einer Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule praktisch nichts, außer vielleicht dem Namen der Schule. Die katholische Kirche habe sich ohnehin nicht mehr an den Kosten beteiligt, sagte Rullo.“

Blogeintrag: Hintergrund zur Umwandlung der KGS Niederbachem

26.3.2009: Umwandlung erfolgreich

Kath. Grundschule Fußfallstraße Köln-Merheim

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Städt. kath. Grundschule oder Gemeinschaftsgrundschule?

„(…) Die Problematik ist nicht neu, wie es scheinen mag. Denn der Auslöser dazu ergab sich bereits vor zwei Jahren. Seinerzeit war die Stelle der Konrektorin ausgeschrieben und es gab eine evangelische Bewerberin, deren Vita und Fähigkeiten sehr gut für unsere Schule gepasst hätte. Die Bewerberin wurde jedoch von der Bezirksregierung mit der Berufung auf ein Gesetz abgelehnt, Begründung, es müsse eine katholische Kraft sein. An diesem Punkt entfachten sich die Diskussionen über Sinn und Unsinn von behördlichen Verordnungen und das Thema Schulform kam in Gang“. (…)
Veedelsfenster Brück, Merheim & Rath/Heumar, 2008: http://www.bilderbuch-koeln.de/datei/Veedelsfenster/BMRH0803.pdf

Tja, offenbar gibt es mittlerweile mehr Katholische Bekenntnisschulen als qualifizierte Bewerber/innen mit dem richtigen Bekenntnis.

Dazu Gisela Manderla (CDU), Vorsitzende des Schulausschusses in Merheim. Mal wieder wird die Horrorvision bemüht, dass womöglich eine Nicht-KGS dem Martinszug nicht aus christlicher Überzeugung beiwohnt. Dass das mit der konfessionsgebundenen Leitung aber problematisch ist, gibt Frau Manderla zu:

„Bekenntnisschulen, ob katholisch, evangelisch oder wie in Rheinland Pfalz auch ökumenisch, müssen unbedingt erhalten werden. Zur Zeit können die Eltern in Merheim sich auf die hervorragende Arbeit der Schulleitung, der Lehrerinnen und Lehrer verlassen. Diese Schulform bildet einen wichtigen Eckstein in unserer Gesellschaft, der bei Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule nicht mehr unbedingt gewährleistet ist. Zum Beispiel könnte bei einer Gemeinschaftsschule in Abhängigkeit von der Schulleitung der Martinszug in ein Laternenfest umgewandelt werden. Als Vorsitzende des Schulausschusses weiß ich durchaus, dass es immer schwieriger wird, entsprechende Lehrer und Lehrerinnen zu bekommen, weil  formale Vorgaben sehr streng gehandhabt werden. Hier brauchen wir dringend Änderungen, für die ich mich gerne einsetzen werde.“

Merheimer Kurier, Juni 2008, S. 29


Schlussendlich scheiterte der Umwandlungsversuch, weil die Schulpflegschaft keine Chance sah, die erforderliche 2/3-Mehrheit aller Stimmen zu erreichen, wie der Merheimer Kurier der Kölner CDU berichtet.

Erhalt der Katholischen Grundschule
Fußfallstraße gesichert

Wie aus den Pfarrmitteilungen der katholischen Kirchengemeinde St. Gereon zu entnehmen war, hat
die Schulpflegschaft der Grundschule Fußfallstraße nunmehr darauf verzichtet, die Umwandlung der Schule in eine Gemeinschaftsschule weiter zu verfolgen.
Wir begrüßen diese Absicht, da hierdurch gesichert ist, dass in dieser Bekenntnisschule auch in Zukunft die christlichen Werte allen Schülern vermittelt werden.
Wir werden uns in Zukunft dafür einsetzen, dass qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer der beiden christlichen Konfessionen gleichberechtigt in dieser Schule eingesetzt werden können.

Hochneukirch: Katholisch geht, Gemeinschaft kommt

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Ein Beispiel mehr für den Fall „Umwandeln, damit alles so bleiben kann, wie es schon immer war“:

„Damit Schulleiter Kivelitz in Zukunft nicht in die Verlegenheit kommt, Kinder ihrer Religion wegen abzuweisen, geht er mit seinem Lehrerteam, der Elternschaft und dem Schulträger (Gemeinde Jüchen) einen anderen Weg. Die katholische Bekenntnisschule wird umgewandelt in eine Gemeinschaftsgrundschule. Dort ist es dann egal, welcher Konfession ein Kind angehört.“

Die Umwandlung war übrigens erfolgreich.

RP Online, 30.1.2007, Schule: Katholisch geht, Gemeinschaft kommt

Meschede: Auflösung Martin-Luther-Grundschule

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So sieht das mit der Vielfalt der Bildungslandschaft in NRW vielerorts aus:

„In Meschede sind derzeit alle Grundschulen Bekenntnisschulen. Bis auf die evangelische Martin-Luther-Schule sind alle Grundschulen katholisch. Von der zu prüfenden Zusammenlegung sind eine katholische und eine evangelische Grundschule betroffen. […]

Die beiden Kirchengemeinden haben signalisiert, dass eine Einigung zu erwarten sei. Gemeinsam wurden die Voraussetzungen besprochen, die bei einer Zusammenlegung berücksichtigt werden sollten. Dazu zählten:
1. beide Kirchen halten an der guten ökumenischen Zusammenarbeit fest,
2. Ghetto-Schulen sollen vermieden werden,
3. die Schullandschaft müsse homogen bleiben.

Insbesondere wurde dabei die Schulart der neuen Schule stark diskutiert.

Und warum das alles?

Durch die Möglichkeit, in besonders begründeten Fällen einen Antrag auf Einschulung in eine andere als die vorgesehene Pflichtschule stellen zu können, kommt es in der Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler zu Verschiebungen. Vor allem in den vergangenen Jahren hat die Martin-Luther-Schule einen starken Zuwachs an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zu verzeichnen. Der Ausländeranteil an der Martin-Luther-Schule liegt derzeit bei 50 %. Diese Entwicklung wird auch von der Schulaufsicht mit Sorge beobachtet. Sie legt großen Wert auf Integration, die aber unter solchen Umständen nicht mehr stattfinde.

Verwaltungsvorlage zur Auflösung der Martin-Luther-Grundschule (Oktober 2006)

KGS zu GGS: Sechs auf einen Streich in Korschenbroich

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„Die Abstimmung brachte ein eindeutiges Ergebnis: Die sechs Katholischen Grundschulen im Korschenbroicher Stadtgebiet werden zu Gemeinschaftsgrundschulen. Gestern veröffentlichte das städtische Schulverwaltungsamt die offiziellen Zahlen zur Abstimmung. Danach sprachen sich an allen Schulen jeweils mehr als zwei Drittel der Abstimmungsberechtigten für die Umwandlung aus. „Das Ergebnis ist so, wie wir uns es erhofft haben“, freute sich Beate Schlangen, stellvertretende Leiterin der St. Maternus Grundschule Am Hallenbad in Kleinenbroich, Freitag gegenüber der NGZ. Stolze 165 von 182 möglichen Abstimmungsberechtigten gaben ihre Stimme ab, 160 davon stimmten für die Umwandlung. Damit wurde die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit von 121 Stimmen deutlich überschritten. „Insgesamt haben also weit über 90 Prozent dafür gestimmt“, zieht Schlangen Resümee. „Das ist ein Erfolg auf der ganzen Linie.“ Sie spricht dem Engagement der Schulpflegschaft einen großen Anteil daran zu.“

NGZ-Online: Mehrheit für Schul-Umwandlung

GEW zur „Essener Grundschulkrise“ (2005)

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Die Grundschullandschaft in Essen befindet sich seit Jahren angesichts sinkender Schülerzahlen im Umbruch. Der Plan der Stadt:

„Essen will die Zügigkeit der Konfessionsschulen so begrenzen, dass über 50 % der Schülerschaft der Konfession auch wirklich angehören. Gemeinschaftsschulen im Wohnumfeld der Schülerschaft sollen gestärkt werden. Ziel sollen starke 2-zügige Systeme sein. Da in den nächsten 10 Jahren ca. 35 Züge pro GS-Jahrgang wegbrechen, werden Standortaufgaben mittel- und langfristig unabdingbar sein. Die GEW wird den Rückbau der Grundschulstandorte sehr kritisch begleiten.“

Die GEW Essen fordert angesichts des Grundschulsterbens in Essen eine klare Priorität für Gemeinschaftsgrundschulen.

GEW-Vorsitzender Kuhlmann: „Es kann nicht sein, dass die Gemeinschaftsgrundschulen mit der Hauptaufgabe der Integration ohne zusätzliche Hilfe allein gelassen werden. Die Essener Schulpolitik hat offensichtlich endlich ihre Aufgabe verstanden, das Angebot im Wohnumfeld der Kinder schützend zu erhalten.“

Ausführliche Dokumentationen der Essener Grundschulkrise“ von 2004-5 findet sich auf http://www.gew-essen.de/Akt-Grundschulsterben.html und http://www.gew-essen.de/Akt-Grundschulsterben-Archiv.html

Grundschule Pesch: Von KGS zu GGS, um den Erhalt zu sichern

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„Die Grundschule Pesch – zurzeit eine katholische Bekenntnisschule – muss um ihren Erhalt fürchten. Nur eine Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule könnte auf Dauer den Erhalt dieser Einrichtung in Pesch garantieren. Jetzt sind die Eltern gefragt .

Hat die Pescher Grundschule noch eine Zukunft? – Mit dieser Frage befassen sich zurzeit Politik und Verwaltung ebenso wie die Eltern, die ihre Schützlinge an der Kleinenbroicher Straße zum Unterricht schicken. Bislang drückten Grundschüler – katholischer und evangelischer Glaubenszugehörigkeit – gemeinsam die Schulbank in der katholischen Bekenntnisgrundschule.“

Ganzer Artikel: Grundschule Pesch: Umwandlung oder Aus

Burgschule Hackenbroich: Umwandlung in GGS, damit alles so bleiben kann, wie es ist

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Auch hier eine Schule, die umgewandelt wurde, damit sie so bleiben konnte, wie sie war. Übrigens mit Zustimmung des katholischen Gemeindereferenten vor Ort. Die zuständige Schulrätin beruft sich dabei auf das Gesetz.

Schulleiterin Ruth Steffens spricht von einem „Konflikt, der von außen in die Schule hineingetragen worden ist“, Gemeindereferent Martin Brendler von einem „künstlich erzeugten Krisenherd“: Zum Stichtag 11. Januar haben die Eltern an der Burgschule in Hackenbroich mit einem deutlichen Votum den Antrag gestellt, dass ein Verfahren zur Umwandlung der Einrichtung von einer katholischen in eine Gemeinschaftsgrundschule eingeleitet wird.

In der Woche nach Karneval werden die geheimen Abstimmungen laufen. „Wir stehen ziemlich unter Druck, denn wenn diese Umwandlung scheitert, bekommen wir hier in Hackenbroich ein echtes Problem“, sagt Brendler. Seit 30 Jahren ist die einzige Grundschule in Ort eine katholische Einrichtung – und seit 30 Jahren läuft das Schulleben problemlos.
Doch jetzt sei die Vorgabe von der Schulaufsicht gekommen, nur noch Schüler aufzunehmen, deren Eltern unterschreiben, dass ihr Kind am katholischen Religionsunterricht teilnimmt und in diesem Glauben erzogen wird. Der evangelische Religionsunterricht wird eingestellt.
Gemeindereferent Brendler sieht das ähnlich. „Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn die Schule eine katholische Einrichtung geblieben wäre, aber unter diesen Voraussetzungen plädieren auch wir für eine Umwandlung“, sagt er. Er könne nicht verstehen, warum dieses Thema von der Schulaufsicht so „forciert“ worden sei. „Man hätte hier vor Ort erst einmal mit allen Beteiligten reden müssen“, betont Brendler. „Jetzt haben wir Probleme, die wir vorher nicht hatten.“ Wenn die Umwandlung misslinge, bestehe die Gefahr, dass die Muslime in Hackenbroich den Katholiken die Schuld dafür gäben, dass ihre Kinder die Schule nicht mehr besuchen dürften – obwohl die Vorgabe aus einer ganz anderen Richtung gekommen sei.

„Das wird zu enormen Spannungen im Ort führen“, so Brendler. Der Gemeindereferent und Ruth Steffens arbeiten übrigens schon jetzt gemeinsam an einem neuen Programm für die Gemeinschaftsgrundschule. „Wir werden christliche Grundsätze in unserem Konzept festschreiben“, sagt Steffens. Es werde weiterhin wie bisher Schulgottesdienste geben, der Nikolaustag werde in den Klassen genauso gefeiert wie das St. Martinsfest mit einem Fackelumzug. „Ich hoffe sehr, dass möglichst wenige katholische Eltern ihre Kinder abmelden, wenn die Umwandlung funktioniert“, erklärt die Schulleiterin. „Denn faktisch wird sich gegenüber den vergangenen Jahren im Schulalltag gar nichts ändern.“

NGZ Online Dormagen, 11.1.2005, „Ein künstlich erzeugter Krisenherd“

Schulrätin Annegret Schulte hat sich gegen Vorwürfe aus Hackenbroich gewehrt, sie habe die Diskussion um die Umwandlung der Burgschule von einer katholischen in eine Gemeinschaftsgrundschule forciert und damit einen Konflikt im Ort heraufbeschworen.

„Hackenbroich kann doch kein weißer Flecke auf der Karten des Rhein-Kreises Neuss bleiben“, erklärte sie. „Wir leben in einem Rechtsstaat, und die Landesgesetze müssen überall gelten, auch in Hackenbroich.“ Im Landesgesetz stehe, dass an katholischen Schulen nur Kinder dieser Konfession unterrichtet werden sollten.

„Dass die Situation an vielen Grundschulen in den vergangenen Jahrzehnten anders aussah, kann kein Argument sein, sie so weiterlaufen zu lassen“, betont Schulte. Nina Schmidt, Sprecherin des Landesschulministeriums in Düsseldorf, erklärte am Freitag, ihr sei nicht klar, auf welches Gesetz sich hier berufen werde.

Ihre erste Verantwortung sei es, alle Klassen im Rhein-Kreis Neuss mit Lehrern zu versorgen – und das sei bei vielen kleineren katholischen Grundschulen, die es nach wie vor parallel zu Gemeinschaftsgrundschulen im Ort gebe, sehr schwierig, so Annegret Schulte. Diese besondere Struktur im Kreis führe dazu, dass viele kleine Klassen gebildet und von Lehrern betreut werden müssten.
[…] Allein in Zons, wo im vergangenen Jahr die katholische und die Gemeinschaftsgrundschule zusammengezogen worden waren, hätten 2,7 Lehrerstellen freigesetzt werden können. Die Situation in Hackenbroich sei eine spezielle, gibt auch Schulte zu. Darauf habe die Schulverwaltung aber Rücksicht genommen: Die Burgschule sei die einzige im Kreis, in der für die Erstklässler in diesem Schuljahr noch ein evangelischer Religionsunterricht angeboten werde.

„Wir arbeiten dort mit Übergangsfristen, um Ruhe in die Angelegenheit zu bekommen“, so Schulte. Dass eine Unruhe im Ort erst durch ihre Initiative entstanden ist, bestreitet die Schulrätin nicht: „Das war aber eine Ruhe, die nicht rechtens war, die Situation dort musste geklärt werden, und das wird sie durch den Elternwillen, der sich in der Abstimmung äußern wird.“

NGZ Dormagen, 14.1.2005, „Ruhe war nicht rechtens“

Mit großer Erleichterung haben Schulleitung und Eltern Freitag Abend auf das vorläufige Ergebnis der Abstimmung an der Hackenbroicher Burgschule reagiert: 294 Erziehungsberechtigte sprachen sich dafür aus, dass die Grundschule von einer katholischen Einrichtung in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wird.

[…] Nicht nur die Elternpflegschaft, sondern auch Schulleiterin Ruth Steffens und sogar der katholische Gemeindereferent Martin Brendler hatten die Werbetrommel gerührt und sich bemüht, die Eltern zu mobilisieren, damit sie bei der Abstimmung für die Umwandlung votieren. Sie befürchteten, dass Fronten zwischen Katholiken und Muslimen im Ort aufgebaut würden, die es vorher nicht gab.

Die Schulaufsicht hatte der katholischen Grundschule vorgegeben, in Zukunft nur noch Kinder aufzunehmen, deren Eltern sich schriftlich bereit erklärten, sie im katholischen Glauben zu erziehen und sie zum katholischen Religionsunterricht zu schicken. Der evangelische Religionsunterricht sollte abgeschafft werden. Nicht nur für Protestanten wäre diese Regelung ein Problem geworden. Rund 60 Prozent der Grundschüler in Hackenbroich sind muslimischen Glaubens. Die Burgschule ist jedoch die einzige Grundschule im Ort, und für nicht-katholische Kinder gab es keine andere Alternative in der Nähe ihres Wohnortes.

NGZ Online Dormagen,11.02.2005, Mehrheit für Umwandlung

Umstrittene und weniger umstrittene Umwandlungen im Rhein-Neuss-Kreis

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Verkehrte Welt in Hackenbroich: 60% der Grundschulkinder sind muslimisch, aber die Schulaufsicht verlangt, dass sich die Eltern verpflichten, ihre Kinder im katholischen Glauben zu erziehen und sie zum katholischen Religionsunterricht schicken, obwohl es im Ort keine Gemeinschaftsgrundschule gibt.

Im gesamten Rhein-Kreis Neuss gibt es zurzeit Bestrebungen, katholische Grundschulen in Gemeinschaftsgrundschulen umzuwandeln. In den meisten Fällen läuft dieser Prozess recht geräuschlos und friedlich ab.

Auch die Umwandlung der Tannenbuschschule in Delhoven vor einigen Monaten war – abgesehen von dem sehr aufwendigen Abstimmungsverfahren – kein Problem. In Hackenbroich sieht das anders aus. Damit die Situation nach einer turbulenten Informationsveranstaltung nicht weiter eskaliert, hat die Schulpflegschaft eine Projektgruppe gegründet, die die Eltern informieren und zwischen den gegensätzlichen Positionen vermitteln soll. Auch der Verein „Aktiv für Hackenbroich“ und der Ausländerbeirat der Stadt Dormagen sind inzwischen eingeschaltet worden. „Integration ist das große Thema bei uns im Ort, das natürlich auch bei dieser Frage eine entscheidende Rolle spielt“, sagt Guido Porting, stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft und Mitglied der Projektgruppe. Das Problem: Im kommenden Schuljahr soll der evangelische Religionsunterricht in Hackenbroich eingestellt werden.

Die Schulaufsicht verlangt gleichzeitig, dass die katholische Schule zwar auch Kinder aufnehmen darf, die nicht katholisch sind, allerdings nur, wenn sich die Eltern verpflichten, ihre Kinder im katholischen Glauben zu erziehen und sie zum katholischen Religionsunterricht schicken. „Rund 60 Prozent der Grundschüler in Hackenbroich sind muslimischen Glaubens, und ein Teil von ihnen tut sich mit dieser Vorgabe sehr schwer“, sagt Porting. „Vor allem, weil sie im Ort selbst keine Alternative haben, denn es gibt keine Gemeinschaftsgrundschule.“ Auf der anderen Seite ständen Hackenbroicher, die ihre katholische Grundschule erhalten wollten. „Sie haben Angst, dass christliche Werte in Zukunft eine untergeordnete Rolle spielen“, so Porting. Die Projektgruppe habe in den vergangenen Wochen Fragen von Eltern gesammelt und versucht, sie gemeinsam mit dem Kreis zu beantworten.

NGZ Online Dormagen, 29.12.2004, Umwandlung heftig umstritten


Die Umwandlung der KGS Hackenbroich in eine GGS war übrigens erfolgreich.