„Dass die Kinder nach Konfession getrennt würden, könne niemand ernsthaft wollen und sei ein Schritt zurück ins vergangene Jahrhundert.“
Richtig, Herr Boge (CDU-Fraktionsvorsitzender in Telgte), sehen wir auch so! Dumm nur, dass die Trennung von Kindern an öffentlichen Grundschulen in NRW in der Landesverfassung verankert ist:
In Bekenntnisschulen werden Kinder des katholischen oder des evangelischen Glaubens oder einer anderen Religionsgemeinschaft nach den Grundsätzen des betreffenden Bekenntnisses unterrichtet und erzogen.
Und das Oberverwaltungsgericht hat klargestellt, dass das, was da in der Verfassung steht, nicht nur auf dem geduldigen Papier steht, sondern auch praktiziert werden muss. Staatliche Bekenntnisschulen müssen, ob sie wollen oder nicht, zunächst im Bekenntnis getaufte Kinder aufnehmen (egal wie weit entfernt von der Schule sie wohnen), erst dann dürfen auch andere Kinder aufgenommen werden. Weil sie das nicht zeitgemäß finden, setzen sich andere Parteien für eine Änderung der Verfassung ein.
Zurück zu Telgte: Der dortige Bürgermeister Pieper wird zitiert, dass die offenbar vom Gesetz abweichende „liberale“ Aufnahmepraxis eine Art von zivilem Ungehorsam ist, ein Ausdruck von „gesundem Menschenverstand gegen das Gesetz“.
Liebe CDU Telgte, so sehr wir Ihnen in der kritischen Beurteilung einer konfessionell restriktiven Aufnahmepraxis von Bekenntnisschulen zustimmen, so sehr sind wir auch überzeugt, dass am Ende die richtigen politischen Konsequenzen daraus gezogen werden müssen. In diesem Fall heißt das: Die Landesverfassung muss geändert werden. Bitte unterstützen Sie dieses Anliegen auch in Ihrer Partei! Die schulpolitische Sprecherin der NRW-CDU Petra Vogt hält die Auswahlpraxis der Bekenntnisgrundschulen für „gerechtfertigt“ (s. hier).
Alle Zitate sind dem Zeitungsartikel Bekenntnisse gegen die Bekenntnis-Regel der Westfälischen Nachrichten Telgte, vom 16.3.2017 entnommen.
P.S. Frau Anne-Kathrin Schulte (auch CDU Telgte), laut dem Zeitungsartikel fordern sie, alle Grundschulen in Telgte in Bekenntnisschulen umzuwandeln. Sind Sie sicher, dass das in einem säkularen Staat der von Herrn Boge angemahnte Schritt ins 21. Jahrhundert ist?