Zitate zum Thema Bekenntnisschulen und gemeinsames Lernen

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Hanna-Renate Laurien, CDU, engagierte Katholikin

“Kinder müssen zusammen lernen, gleich welcher Konfession sie angehören.”

Laurien arbeitete im Kultusministerium von Rheinland-Pfalz, als dort unter Ministerpräsident Helmut Kohl die staatlichen Bekenntnisschulen auf Druck der FDP 1967 abgeschafft bzw. “liquidiert” wurden (s. dazu Der Spiegel 21/1973, und Ingo Ostwald: Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz).


Remo Largo, Bildungs- und Entwicklungsexperte

“Wir können nicht eine Segregation in der Schule betreiben und glauben, die gesellschaftliche Integration werde sich später von selbst einstellen.”

Remo Largo: “Schülerjahre. Wie Kinder besser lernen.” Pieper Verlag, 2010, S. 238


Renate Hendricks (SPD), MdL NRW, schulpolitische Sprecherin, 2012

“Wir haben sehr viele Grundschulen, die im Moment ohne Schulleitung sind. Ein Problem, das wir speziell an vielen katholischen Grundschulen vorfinden – weil ein Schulleiter oder eine Schulleiterin an diesen Schulen eben zunächst katholisch sein muss. Das ist pädagogisch und schulorganisatorisch nicht sinnvoll – darüber müssen wir unbedingt mit den Kirchen sprechen.”

aus: Schule heute – Zeitschrift des Verbandes Bildung uns Erziehung, 10/2012


Wolfgang Große Brömer (SPD), Schulausschussvorsitzender im Landtag NRW, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion und Schulausschussvorsitzender Oberhausen, 2011

„Wenn mehr als die Hälfte der Schüler kein katholisches Bekenntnis mehr haben, stellt sich schon die Frage, ob man noch von einer Bekenntnisschule sprechen kann.”


Gisela Walsken, Regierungspräsidentin Köln

GA: Katholische Schulen wollen zunehmend nur katholisch getaufte Kinder aufnehmen. Was sagen Sie dazu?

Walsken: Es ist nicht meine Aufgabe, die Kirche dafür zu kritisieren, aber grundsätzlich sage ich: Das ist nicht mehr zeitgemäß.

Quelle: Interview General-Anzeiger Bonn, 14.9.2011


Dr. Erich Tertilt (SPD), Ratsherr Warendorf, 2011

„Ich glaube, die Konfessionsschule hat sich überlebt.“


Helmut Joisten, CDU Bonn

“Das ist doch nicht mehr zeitgemäß”

Editha Limbach, CDU Bonn, “überzeugte Katholikin”

“Das ist bestimmt nicht das, was wir für unsere Bürger wollen”.

Sie selbst habe deshalb einst als Schulpflegschaftsvorsitzende die Umwandlung der katholischen Grundschule Lengsdorf in eine Gemeinschaftsschule initiiert, sagte sie und empfahl den Eltern, diesem Beispiel zu folgen.

Beide Zitate in Reaktion auf die neue Aufnahmepraxis in NRW nach Aufhebung der Schulbezirke in einer Stadtratssitzung im Juni 2009


Frank Sichau, SPD-Landtagsabgeordneter

“Es gibt natürlich auch ein spezielles Bekenntnisschulleiterproblem; das muss man schlichtweg sehen. Dies führt in der Fläche – das kann man nachweisen – zu Umwandlungsanträgen nicht der Grünen, sondern der Eltern, weil sie endlich eine Schulleitung haben wollen.”

Im Landtag NRW, 2010


Sigrid Beer, Die Grünen (Landtagsabgeordnete, schulpolitische Sprecherin)

“Eine kleine Gemeinschaftsgrundschule kann aufgrund der sogenannten negativen Religionsfreiheit nicht Teilstandort einer Bekenntnisschule werden. Das führt für die Eltern zu der Zwangsmaßnahme, dass sie Bekenntnisschule werden müssen, wenn sie ihre Grundschule vor Ort erhalten wollen. Das kann in niemandes Sinn sein, denn „Bekenntnisgrundschule“ heißt, ein Bekenntnis gemeinsam positiv anzunehmen und nicht aus organisatorischen Gründen gezwungen zu werden. Das ist eine Sache, die wir dringend anders regeln müssen.

Bei der Aufnahme an Grundschulen dürfen Kinder eben nicht aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert und ausgeschlossen werden.”

Im Landtag NRW, 2010


Ralf Michalowsky, Landtagsabgeordneter für “Die Linke”

“Wir meinen, dass es keine Bekenntnisschulen geben sollte. Diese Schulen werden zu 100 % aus Steuermitteln finanziert und trotzdem werden den Religionsgemeinschaften Sonderrechte eingeräumt. Sie dürfen die Lehrkräfte und SchülerInnen auswählen und verzichten bei letzteren nur dann auf ihre Rechte, wenn mangels ausreichender kath. oder ev. Schüler der Bestand der Schule gefährdet ist und damit der Einflußbereich der Religionsgemeinschaften sinkt.”


Stadtdechant Jochen Koenig, Neuss, 2004

“Ich bin für eine sinnvolle Reduzierung der katholischen Grundschulen. Deren heutige Zahl entspricht nicht mehr der damaligen Zahl von katholischen Kindern, als die Schulen gegründet wurden. Es geht nicht an, dass Kinder morgens und mittags 45 Minuten mit dem Bus fahren müssen.”

NGZ Online, Neuss, 8.1.2004, Vor dem Umbruch


Bürgermeister Herbert Napp, Neuss (CDU)

“Auch an anderer Stelle können neue Wege sinnvoll sein. Der Anteil katholischer Grundschulen ist außerordentlich hoch. Das hat historische Gründe. Auch evangelische Schulen gehörten immer zum festen Bestandteil der Neusser Grundschullandschaft. Dies entspricht dem Bekenntnis zur christlichen Erziehung.
Heute jedoch führt dies in manchen Stadtteilen zu Problemen. Insbesondere im Hinblick auf lange Schulwege.
Dann führen Elterninitiativen dazu, dass aus einer Konfessionsschule eine Gemeinschaftsschule wird.
Wir sollten uns gegen diesen Trend nicht wehren.”

siehe http://www.cdu-neuss.de/service/download/napp_rede_buergergesellschaft.pdf


Norbert Müller, stellv. Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

“Die Bekenntnisschule steht im Widerspruch zur parteienübergreifend unstrittigen Integrationsaufgabe der Schule. Die gilt gleichermaßen für Lernende wie Lehrende.”


 

Ulrich Clancett, (katholischer) Regionaldekan Mönchengladbach

Mir ist egal, was an der Tür einer Schule steht. Der Geist ist entscheidend. Der gute Kontakt zwischen den Schulen und den Kirchengemeinden ist wichtiger als ein Schild mit der Aufschrift Bekenntnisschule. Nur so können wir eine plurale Gesellschaft mit Werten bereichern.

RP Online, 15.12.2014


Prof. Dr. Thomas Großbölting, Autor des Buches Glaube in Deutschland seit 1945 (2013)

“Die gekündigte lesbische Erzieherin in einem kirchlichen Kindergarten oder der wiederverheiratete Studienrat an einer kirchlichen Schule, der als nicht mehr tragbar erscheint – viele werden solche oder andere Fälle kennen. Das ist nicht nur ein andauerndes PR-Desaster, sondern vor allem eine Pervertierung der eigenen Botschaft.”


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, Justizministerin

“Die Basis der Gesellschaft Deutschlands im Jahr 2011 wird durch keine bestimmte Konfession und keine ausgewählte Gruppe von Konfessionen gebildet. Die Basis unseres Zusammenlebens bilden das Grundgesetz und die darin garantierten Grundrechte. …

Es ist Aufgabe der Politik, das Grundgesetz und die garantierte Freiheit der vielen verschiedenen Religionen und Weltanschauungen in unserem Land so zu garantieren, dass jede unter ihnen die gleiche Chance erhält, in der Gesellschaft Gehör für ihre Anliegen zu finden. Wie Justitia müssen wir blind dafür sein, ob religiöse Bekenntnisse mit einem Gebetsteppich, einer Ordenstracht oder einem roten Segenszeichen auf der Stirn zutage treten oder im Gegenteil Bekenntnisfreiheit gelebt wird. Blind dürfen wir hingegen nicht sein, wo die Grenzen unserer Verfassung überschritten werden. Streiten wir dafür, dass allen Bürgerinnen und Bürgern die Rechte unserer Verfassung zukommen, die ihnen das Grundgesetz und die dort garantierte Freiheit aller Religionen und die Freiheit der Weltanschauungen zuspricht, und verhindern wir willkürliche Ausgrenzungen.”

FAZ, 9.2.2011, Jeder Religion die gleiche Chance


Helmut Schmidt, früherer Bundeskanzler

“Wie fast überall in Europa sind auch in Deutschland der säkulare Staat, die Demokratie und der Rechtsstaat nicht als Kinder der christlichen Religion, sondern vielmehr im Kampf mit den christlichen Kirchen und den ihnen verbundenen Obrigkeiten entstanden. Deshalb reden wir von einem säkularen Staat. Allerdings ist die Trennung von Staat und Kirche nicht vollständig; denn aufgrund unserer geschichtlichen Entwicklung gibt es privilegierte christliche Kirchen. Diese sind dem Staat näher als andere, kleinere Religionsgemeinschaften. Hier liegt ein bisher ungelöstes Problem.”

Helmut Schmidt: “Religion in der Verantwortung. Gefährdungen des Friedens im Zeitalter der Globalisierung”, Propyläen Verlag, April 2011


Brigitte Zypries, Bundesjustizministerin 2002-2009

Die damalige Justizministerin in der “5. Rede zur Religionspolitik in der Berliner Humboldt-Universität“, 2006

“Die Religion ist aber nicht die einzige Quelle von Werten einer Gesellschaft. Die Kirchen haben deshalb in der Schule keinen Monopolanspruch auf die Wertorientierung junger Menschen. Gerade weil die Religionsgemeinschaften die Kinder nach Bekenntnissen trennen, muss der staatliche Unterricht auch Foren der Integration schaffen. Rechtskunde und Politik, ’Werte und Normen’ oder Ethik – all solche Fächer sind eine gute Gelegenheit zur Verständigung über Grundüberzeugen, zur Vermittlung und zum Erlernen von Werten. Dort können die Schüler auch über die Religionen etwas erfahren, denen sie nicht angehören. Nur wenn sie auch die anderen Religionen kennen, können sie sie verstehen und ihnen mit Respekt begegnen. Deshalb sollten alle Schüler über alle Religionen etwas lernen – und zwar gemeinsam und nicht bekenntnisorientiert.”

Das Erzbistum Köln zu Bekenntnisschulen

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Die Broschüre des Erzbistums “Die katholische Bekenntnisschule in Nordrhein-Westfalen. Informationen zur Rechtslage und Argumentationshilfen” stellt eine aufschlussreiche Lektüre dar. Unter anderem wird darin begründet, dass Schulleiter insbesondere bei muslimischen Kindern vor Aufnahme eine Gewissensprüfung vornehmen sollen, um die Ernsthaftigkeit des Aufnahmewunsches zu prüfen:

“Die Schulleitung vergewissert sich, ob den Eltern die Unterrichtung und Erziehung ihres Kindes im Sinne der katholischen Konfession ein ernstes Anliegen ist. Es geht also nicht nur darum, ob die Willenserklärung formell richtig ist, sondern ob die Eltern die Schule aus religiöser Überzeugung wählen.”

Webseite des Erzbistums Köln zu Bekenntnisschulen

Dort kann die Broschüre “Die Katholische Grundschule in Nordrhein-Westfalen” heruntergeladen werden, das Zitat oben stammt aus Abschnitt III der Broschüre, Seite 23.

Zeitungskommentar zur Situation in Essen: Eine andere Schulpolitik

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Ein Kommentar zum aktuellen Schulstreit in Essen.

“Da wäre zum Beispiel das Problem mit den Konfessionsschulen: Es ist erstaunlich, dass selbst das Bistum Essen die Frage, ob denn nun wirklich alle Kinder auf konfessionellen Schulen auch katholisch sein müssen, sehr gelassen sieht, getreu dem Motto „Lasset die Kinder zu mir kommen“. Das ist offene Kirche – von der augenscheinlich einige in dieser Stadt lernen könnten. Komischerweise ist man selbst im Rathaus immer noch der Meinung, dass dies in erster Linie Schulen für katholische Kinder seien. Umgekehrt muss natürlich auch gelten: Wenn eine Gemeinschaftsgrundschule das tut, was sie in der Regel tut, nämlich eben auch christliche Werte vermitteln, dann muss die Stadt nicht krampfhaft an Konfessionsschulen festhalten, während drumherum alle anderen Grundschulen sterben, weil die Anmeldezahlen in den Keller rutschen, die demografische Entwicklung sowieso. Einige in der CDU haben das erkannt.”

Der Westen, 5.12.2010, Kommentar: Eine andere Schulpolitik

Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema

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Die GEW Info in Essen ist der Meinung: Gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule gilt in Essen nicht.

“Zur Entstehung dieses Problems muss man wissen, dass 1969, bei der Neuordnung des Schulwesens in NRW, im Zuge der Umwandlung aus Volksschulen Grund- und Hauptschulen gebildet wurden. Jede neu gebildete Schule führte ein Bestimmungsverfahren durch: Dabei konnte die Elternschaft einer jeden Schule entscheiden, ob ihre Schule als katholische, evangelische oder als Gemeinschaftsschule geführt werden sollte. (…) Eine Momentaufnahme des Elternwillens von 1969 bestimmt bis heute unsere Grundschullandschaft in Essen. (…)

Warum melden eigentlich Eltern, dort wo sie die Wahl haben, ihre Kinder lieber in einer konfessionellen Schule an? „Der christlichen Erziehung wegen“, sagen viele. Bei den massenhaften Kirchenaustritten in den letzen Jahren bleiben daran Zweifel. Eltern suchen für ihr Kind eine besonders gute Schule: Was diese auszeichnet, sehen sie sehr verschieden: Ist es mehr die christliche Werteorientierung oder der geringe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, der den Ausschlag gibt? Klar ist auf jeden Fall eines: Konfessionelle Schulen verhindern in Essen an vielen Standorten eine gesunde Heterogenität der Schülerschaft. Damit gilt in Essen eben nicht gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule!”

Lesen Sie den ganzen Artikel: Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema (s. 2)

Bistum Essen: Katholische Grundschule für alle

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Die Vorstellungen darüber, welchen Auftrag Katholische Grundschulen erfüllen sollen, scheinen von Bistum zu Bistum unterschiedlich zu sein. In Essen dürfen und sollen die Schulen offenbar für alle offen sein, denn “nichtkatholische Kinder stören nicht”, sofern sie der katholischen Erziehung zustimmen.

“Essen. Das Bistum Essen will keine katholische Grundschule nur für katholische Kinder. Diese Hoffnung der CDU in Essen, auf der schulpolitischen Fachtagung am 8. November im Haus der Technik und von Parteichef Franz-Josef Britz im Vorfeld formuliert, wird sich nicht erfüllen.

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Bonner Stadtrat gegen Wiedereinführung der Schulbezirksgrenzen

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Bonner Schulausschuss votiert gegen Wiedereinführung der Schulbezirksgrenzen in Bonn

Die Mehrheit des Schulausschusses stimmte am 23.09.2010 gegen die Wiedereinführung der Schulbezirksgrenzen in Bonn und schloss sich damit dem Votum der Verwaltung an. Diese argumentiert, dass “mit der Wiedereinführung von Grundschulbezirksgrenzen einerseits das Wahlrecht der Eltern eingeschränkt [würde], ohne dass andererseits nennenswerte Vorteile für eventuell bislang benachteiligte Kinder erkennbar wären.” Das Problem der Aufnahmekriterien an Bekenntnisschulen wird erwähnt, jedoch werden keine genauen Zahlen genannt: “Lediglich in Ausnahmefällen mussten einzelne Aufnahmeanträge von Kindern ohne Bekenntnis oder von Kindern mit fremdem Bekenntnis an den Bekenntnisgrundschulen abgewiesen werden. In allen Fällen konnte den Erziehungsberechtigten jedoch ein alternativer Schulplatz an einer anderen, jedoch stets wohnortnahen Schule angeboten werden.” Interessant auch die Zahlen, wonach vor Abschaffung der Schulbezirke (2005-7) 9,5% der Schüler wohnortfern beschult wurden, seither im Schnitt 15,54% aller Schüler (2008-2010).

Stellungnahme der Verwaltung zum Antrag auf Wiedereinführung der Schulbezirksgrenzen

Freie Schulwahl? Die Situation in Marsberg bei zurückgehenden Schülerzahlen

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Interessante Geschichte. In Marsberg wiesen Lehrer und Eltern 2008 darauf hin, dass nach der Aufhebung der Schulbezirke eine vorab starre Festlegung der Zügigkeit die freie Schulwahl der Eltern de facto wieder einschränkt.

Der Westen, 26.9.2008, “Wo bleiben der freie Elternwille und die freie Schulwahl?”

2010: Die GGS hat wenig Anmeldungen und soll geschlossen werden.

“Vielen Eltern gefällt das nicht. Sie hätten nicht umsonst ihre Kinder in eine Gemeinschaftsgrundschule geschickt und nicht in eine kath. Bekenntnisschule, monieren sie gegenüber der WP.

Sie finden es unmöglich, dass ihnen von Seiten der Schulaufsicht der Vorschlag gemacht wurde, dass sie, falls sie ihr Kind nicht in eine Bekenntnisschule schicken möchten, ihnen ja noch die Gemeinschaftsgrundschule im zehn Kilometer entfernten Giershagen zur Verfügung stünde.”

Der Westen, 3.2.2010, Eltern fühlen sich hingehalten

Die Entwicklung seither:

Der Rat der Stadt Marsberg hatte am 25. März 2010 bei vier Gegenstimmen aufgrund der Schulentwicklungsplanung beschlossen, die Gemeinschaftsgrundschule „Diemeltal“ in Niedermarsberg zum Ende des Schuljahres 2009/2010 aufzulösen. Die derzeitigen Schüler werden seit dem 1. August 2010 gemeinsam mit den derzeitigen Schülern der Katholischen Grundschule im Schulgebäude „Am Burghof 11“ unterrichtet. Gleichzeitig wurde die Kerschensteiner-Schule aus dem Gebäude der Katholischen Grundschule in das Gebäude der Grundschule Diemeltal verlagert. Bei seiner Entscheidung hatte der Rat insbesondere auf das Anmeldeverhalten der Eltern an den Grundschulen des Stadtgebiets, rückläufige Schülerzahlen sowie die problematische Besetzung von Schulleiterstellen reagiert.

Eine Elterninitiative kritisierte, dass durch die Auflösung der Grundschule Diemeltal die Wahlmöglichkeit in der Kernstadt auf eine Bekenntnisschule beschränkt worden sei. Um eine Bildungsvielfalt zu gewährleisten, hätte jedoch auch der Bestand einer bekenntnisfreien Schule in der Innenstadt gewährleistet werden müssen. Eine Auflösung der Grundschule untergrabe die Entscheidungsfreiheit der Eltern hinsichtlich einer freien Schulwahl. Um dies zu verhindern, hätte es auch in Zukunft einer gesicherten Fortführung der Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule als bekenntnisfreie, christliche, offene Grundschule in der Marsberger Kernstadt bedurft.

Die Fortführung der Grundschule „Diemeltal“ wäre danach für die Stadt Marsberg im Vergleich zu der beabsichtigten Auflösung kostengünstiger gewesen. Bei einer solchen müssten zusätzliche Busverbindungen zu den bekenntnisfreien Schulen in Westheim und Giershagen eingerichtet werden.

Bürgerbegehren für Erhalt der Diemeltal-Schule, Träger: Elterninitiative “Rettet die Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule”

 

Bürgerentscheid – Direkte Demokratie vor Ort

 

Marsberg

 

Bürgerbegehren für Erhalt der Diemeltal-Schule

Träger: Elterninitiative “Rettet die Diemeltal-Gemeinschaftsgrundschule”

Dechant Picken: Rede vom Godesberger Kulturkampf auf dem Deutschen Juristentag 2010

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Im Fachprogramm Öffentliches Recht des 68. Deutschen Juristentages hielt der Bad Godesberger Dechant und promovierte Politikwissenschaftler Dr. Wolfgang Picken ein Kurzreferat. Darin fordert er eine “Gesetzgebung zur Vergesellschaftung des Staates” und kritisiert die “populistische Forderung nach einer Trennung von Kirche und Staat”. Er sieht Diskriminierungstendenzen gegenüber den Kirchen. Explizit und ausführlich nimmt er in seiner Rede bezug auf die Debatte um Öffentliche Bekenntnisschulen und begründet die Ablehnung bekenntnisfremder Kinder: Die Kirchen müssen ihre eigene Klientel im Blick haben, so Picken, “beispielsweise durch eine Bevorzugung ihrer Mitglieder bei den Aufnahmekriterien für ihre Bildungseineinrichtungen. Das geschieht jedoch nicht primär (sic!) um auszugrenzen, sondern um das spezifische Profil der Einrichtungen aufrecht erhalten und sie für die Stabilisierung des eigenen Subsystems nutzen zu können.”

Explizit fühlt Picken sich und die katholische Kirche übrigens durch die Aktivitäten der Initiative “Kurze Beine – kurze Wege” diskriminiert und an Kulturkampfzeiten erinnert. Auf dem Juristentag erzählte er den anwesenden Juristen:

Mit Blick auf die Identitätsbildung und -sicherung gesellschaftlicher Subsysteme sind auch die Konfessionsschulen von Bedeutung. Konfessionelle Bindung kann als Teil der kindlichen Bildung und als prägender Aspekt des Sozialverhaltens erlebt werden. In Nordrheinwestfalen gibt es die staatliche Konfessions-Grundschule. Sie ist unter anderem auch aus diesem Grund Verfassungsbestandteil geworden. In der Praxis wurde ihr Profil immer stärker dadurch aufgeweicht, dass die Schulbezirksgrenzen maßgeblich für die Aufnahme der Kinder waren. Das konfessionelle Merkmal trat so vielerorts durch die Zusammensetzung von Schülern und Eltern in den Hintergrund. Nach der Aufhebung der Schulgrenzen durch die christlich-liberale Koalition rückte an den staatlichen Konfessionsschulen nun wieder automatisch die Konfession an die erste Stelle der Aufnahmekriterien. Der Gesetzgeber hatte mit seiner Initiative die freie Schulwahl sicherstellen wollen und vermutlich diese Wirkung nicht bedacht.

In meinem Rheinviertel in Bad Godesberg, dem kinderreichsten Viertel NRW’s, in dem die beiden Konfessionsschulen in besonders gutem Ruf stehen, führte das zu Tumulten und beinahe an Kulturkampfzeiten erinnernde Szenarien. Mit der Überschrift „Glaubenskrieg am Rhein“ fand es sogar bei Spiegel-online Erwähnung. Kritiker forderten, das Kriterium „Kurze Beine – kurze Wege!“ müsse für die Aufnahme der Kinder entscheidend sein. Eine Grundschule mit mehrheitlich oder gar ausschließlich einer Konfession zugehörigen Schülern wurde zum Inbegriff der Intoleranz und zur Brutstätte religiöser und sozialer Konflikte hochstilisiert. Solche pauschalen Gleichsetzungen, die zweifelsohne diskriminierend sind, gelten gegenwärtig als wirkungsvolle Instrumente in der politischen Durchsetzung individueller Interessen. Verdächtigungen gegen die Kirchen finden schnell Koalitionäre.
Zum gesamten Vortrag (Exkurs zu Bekenntnisschulen ab S. 5)

Wir bitten unsere Leser, Pickens Wortwahl mit unserer Petition (http://www.kurzebeinekurzewege.de/docs/PetitionKurzeBeineKurzeWege.pdf) zu vergleichen, um sich dazu selber eine Meinung zu bilden. Der von Picken erwähnte Spiegel-Online Artikel hatte den Titel “Andersgläubige müssen draußen bleiben“.

Grundschule Rindern: Gescheiterter Umwandlungsversuch mit merkwürdigen Randerscheinungen

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Die Schulamtsleiterin sagt: Lehrer und Kinder an Bekenntnisschulen aus konfessionellen Gründen abzuweisen, passt nicht in die heutige Zeit: „Allerdings zwingt das Schulgesetz fast dazu”.

Kleve-Rindern. Schulgottesdienste, Religionsunterricht, Gebete und Kruzifixe in den Klassen sind in Bekenntnisgrundschulen aus dem Schulalltag nicht wegzudenken. Ob sie in Zeiten der Ökumene noch zeitgemäß sind, wagen etliche Eltern, Lehrer und Schulbehörden zu bezweifeln.

Die Elternvertreter der Schulkonferenz der Johanna-Sebus-Grundschule in Rindern haben sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt. Ergebnis: Sie regen die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule an. Unterstützt werden sie dabei von Schulleiterin Martina Spicher und dem Kollegium: „Wir sind dafür”. Wobei das religiöse Bekenntnis nicht das entscheidende Kriterium ist. Im Gegenteil: „Wir wollen die Zukunftschancen der Schule sichern”, betont Hans-Jürgen Liffers, Vorsitzender der Elternpflegschaft und Elternvertreter in der Schulkonferenz.

„Wir sind der Meinung, dass bei der Auswahl künftiger Lehrkräfte im Interesse unserer Kinder die pädagogische Qualifikation der Bewerber das Hauptkriterium sein sollte und nicht das religiöse Bekenntnis”, argumentiert Hans-Jürgen Liffers. Bisher habe die Konfession Priorität. Wobei er ausdrücklich künftige Lehrer im Fokus hat: „Der Erfolg unserer Schule ist in erster Linie der Qualität der bei uns tätigen Lehrer zu verdanken.”

Liffers gibt ferner zu bedenken: Theoretisch kann die Schulleitung einer Bekenntnisgrundschule Kinder anderer Konfessionen ablehnen – selbst wenn sie in unmittelbarer Nähe der Schule wohnen. Aufgrund der Altersstruktur in Rindern und der umliegenden Ortsteile sei mittelfristig mit rückläufigen Schülerzahlen zu rechnen. Konsequenz wäre Zusammenschluss oder – wie in Keeken – Schließung der Schule. Käme es zu einem Zusammenschluss mit einer Gemeinschaftsgrundschule werde die Leitung in der Regel auf diese übertragen: „Rindern könnte dann das eigene Profil nicht mehr verwirklichen.”

Weitere Pro-Argumente: Kinder seien kaum in der Lage, Auskunft über ihre Konfession zu geben. Im Freizeitverhalten der Kinder spiele der Konfessionsunterschied keine Rolle mehr. Viele Eltern wünschten sich zwar eine christliche, aber keine konfessionell gebundene Erziehung ihrer Kinder.

Hans-Jürgen Liffers ist bewusst, dass der Pastor und einige Eltern befürchten, dass sich das Verhältnis zur Kirche verschlechtern könnte. „Das ist keinesfalls unser Anliegen.” Darum hätten die Initiatoren das Gespräch mit der Schulleitung und Pfarrer Andreas Poorten gesucht. Letzterer wiederum mag der Umwandlung nicht zustimmen „Weil ich einfach sehe, dass in einer Bekenntnisgrundschule der Glaube anders zur Sprache kommt und anders gelebt werden kann.” Außerdem würden gerade Bekenntnisgrundschulen die Möglichkeit eines eigenen Profils bieten. „Eine Schullandschaft, die nur noch aus Gemeinschaftsschulen besteht, bietet keine Wahlmöglichkeiten mehr und schränkt das Wahlrecht von Eltern ein”, argumentiert Poorten. Selbst wenn – wie von Lehrern und Eltern angekündigt – Religion in der Schule weiterhin praktiziert werde, seien dem in einer Gemeinschaftsgrundschule enge Grenzen gesetzt. Pfarrer Poorten erinnert an das Kruzifix-Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Dabei hatte in Italien eine Frau gegen das Kruzifix im Klasssenraum ihres Kindes geklagt – und sowohl Recht als auch Schadensersatz erhalten.
[…] Die Befürchtung, dass künftig nur noch katholische Lehrer eingestellt werden, mag er nicht teilen. Denn gängige Praxis sei das nach Auskunft des Schulamts des Bistums Münster nicht mehr. Sollten die Eltern sich für eine Umwandlung entscheiden, werde er das respektieren: „Es geht um die Kinder und deren Wohl sehe ich an erster Stelle.”

Lehrer und Kinder an Bekenntnisschulen aus konfessionellen Gründen abzuweisen, passe nicht in die heutige Zeit, findet Schulamtsleiterin Annette Wier: „Allerdings zwingt das Schulgesetz fast dazu”. Derzeit gebe es in Kleve drei Gemeinschafts- und acht katholische Grundschulen. Um das Verhältnis ausgewogener zu gestalten, wünscht sich Annette Wier zwei weitere Gemeinschaftsgrundschulen: „Dazu werden Gespräche geführt”. Von Rindern hätte sie die Eigeninitiative nicht unbedingt erwartet: „Weil das für für mich eine kirchlich gebundene dörfliche Gemeinschaft ist”. Wobei sie die Beweggründe der Eltern versteht.

Der Westen, 12.12.2009, Eltern beantragen Umwandlung

Zwei Meinungen gibt es unter den Grundschuleltern in Rindern. Die einen möchten die Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule umwandeln, die anderen möchten, dass sie konfessionell gebunden bleibt. Bis Freitag wird abgestimmt. Mittlerweile mit seltsamen “Wahlkampf”-Mitteln.

Natürlich wird in  Grundschule am Niederrhein  Weihnachten gefeiert, im Advent morgens eine  Kerze angezündert, St. Martin einen Umzug veranstalten. Doch warnt eine Gruppe Eltern in Rindern derzeit davor, dass genau diese christlichen Traditionen verloren gehen könnten, wenn man die katholische Bekenntnisgrundschule Johanna Sebus in Rindern in eine Gemeinschaftsgrundschule umwandele.

„Ich bin aufgeregt über die Unwahrheiten“, sagt Schulleiterin Martina Spicher gestern. Eine Elterninitiative pro Bekenntnisschule hat sich gegründet, macht anhand der Klassenlisten Hausbesuche, hat Buttons, Aufkleber und Hochglanz-Flyer gedruckt „Weil Werte was wert sind“.  Denn seit gestern bis morgen können die Eltern der Rinderner Grundschulkinder abstimmen, ob sie für eine Umwandlung der Schule sind.

28.4.2010, Der Westen: Schule – eine Glaubensfrage in Rindern

“Anno 2010. Die Katholiken haben gewonnen. Sie kämpften mit harten Bandagen, damit die Grundschule Rindern rein äußerlich das bleibt, was sie war: konfessionell. Innerlich aber hat sie sich verändert. Eltern wurden in zwei Lager zerrissen.

Die konservative Initiative wollte sicherstellen, dass Weihnachten und St. Martin gefeiert werden – so warben sie.  Weihnachten, das heidnische Fest der Wintersonnenwende, das die Kirche übernahm. Und St. Martin, das Fest des Teilens, das von christlichen und nichtchristlichen Gruppen in ganz Europa gefeiert wird.

Für die Mehrheit der Rinderner Grundschuleltern ist zweitrangig, welche pädagogischen, sozialen, didaktischen Fähigkeiten eine Lehrerin hat. Zuvor kommt die Prüfung, ob sie katholisch ist. Als wenn das ein Wert an sich wäre. Wie und ob sie ihren Glauben mit Werten füllt, darüber entscheidet nicht der Adressat der Kirchensteuer. Da geht es um menschliche Qualität.

Jemanden,  der nicht tolerant ist, der Zwietracht sät, der in Kindern falsche Ängste schürt, der Andersdenkende diffamiert – solch eine Person würde man nicht wollen. Als Lehrerin nicht.”

30.4.2010, Der Westen: Grundschule Rindern: “Die Kinder sind meine Motivation”

Kölner Rechtsanwaltskanzlei: Schulablehnungen gerichtlich anfechtbar

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März 2010.

In einer Pressemitteilung erklärt die Kölner Rechtsanwaltskanzlei Birnbaum: Schulablehnungen können gerichtlich angegriffen werden. Ausdrücklich erwähnt Dr. Christian Birnbaum, dass eine Ablehnung aufgrund der Konfession eines Kindes rechtlich anfechtbar ist.

Grundsätzlich nicht erlaubt sei auch die bevorzugte Aufnahme von Kindern bestimmter Konfessionen. Häufig genügt es sogar, gegen eine Schulablehnung einfach nur förmlich Widerspruch einzulegen. “Viele Schulleiter scheuen die juristische Auseinandersetzung, und häufig findet sich dann ‘zufällig’ doch noch ein Platz”, so Birnbaum.

Zur vollständigen Pressemeldung