Dörenhagen: Grundschule sichern mit Montessori-Konzept oder als Bekenntniseinrichtung

Share

Auch interessant: Umwandlung in KGS, um Schule und “Kurze Beine kurze Wege” zu sichern.

Bereits vor einigen Jahren stand die Grundschule in Etteln vor einem ählichen Problem. Um den Bestand der Einrichtung nach dem Motto »Kurze Beine – kurze Wege« zu sichern, stimmten die Eltern für eine Umwandlung der Gemeinschaftsgrundschule in eine Bekenntnisschule, damit ein Grundschulverbund mit Kirchborchen geschlossen werden konnte. Laut Gesetz können nur Bekenntnisschulen Teilstandort einer anderen Schule werden. Ein ähnliches Schicksal droht jetzt der Grundschule in Dörenhagen mit ihren derzeit 81 Schülern und sieben Lehrerinnen.
Doch die Schule ist optimistisch, auch einzügig als Sonderform selbstständig zu bleiben, zumal sie aufgrund ihrer Montessori-Pädagogik Zulauf sogar aus dem Umland erhält. Ein entsprechender Antrag an das Land soll noch gestellt werden. Seit Sommer 2008 als Montessorischule geführt, hoffen Lehrer und Eltern darauf, dass die Einrichtung als selbstständige Sonderform mit entsprechender Ausnahmeregelung weitergeführt werden kann.
Wenn alle Stricke aber reißen sollten, wappnen sich die Eltern bereits für den Notfall. Mit der Umwandlung in eine katholische Bekenntnisschule könnte mit dem Schulverbund Kirchborchen-Etteln eine Kooperation als Teilstandort eingegangenen werden. Nach Landesgesetz ist sie aber nur möglich, wenn die Gemeinschaftsgrundschule in eine Bekenntnisschule umgewandelt wird

Zeitungsartikel: Dorenhagen will jetzt kämpfen

Widerspruch lohnt sich

Share

Eben hören wir von einem Fall in Gütersloh. Dort stellte eine Familie Anfang Februar vorsorglich Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz, da sie ernsthaft befürchtete, für ihre evangelische Tochter an der nahe gelegenen katholischen Grundschule keinen Platz zu bekommen. Prompt kam ein Brief des Verwaltungsgerichts, wonach die Schule beabsichtigt, das Kind aufzunehmen. Gut für die Familie und das Kind – eine grundsätzliche juristische Entscheidung in der Sache wird dadurch allerdings einmal mehr verhindert.

Segregation in Arnsberg?

Share

In Arnsberg kritisiert der “Kandidat für den Integrationsrat” Martin Werner die Haltung des dortigen Bürgermeisters zu Schulverbünden:

Bekenntnisschulen mit dem ihnen eigenen Selektionsverhalten und das Schulwahlverhalten der Eltern führen im Effekt auch in Arnsberg zu einer Ungleichverteilung von Bildungschancen, unter denen vor allem Schüler mit Migrationshintergrund zu leiden haben. Hier wirken bereits Mechanismen der Entmischung auf der Ebene des lokalen Schulsystems, die meines Erachtens auch ursächlich sind für die unterdurchschnittlichen Anmeldezahlen bei einzelnen Gemeinschaftsgrundschulen.

Hinzu kommt, dass selbst innerhalb mindestens einer Bekenntnisgrundschule unserer Stadt das Taufbuch bei der Klassenbildung die alles entscheidende Rolle spielt. Diese bemerkenswerte Praxis diskriminiert nicht nur Kinder, sie unterläuft auch sämtliche Bemühungen um Integration in dieser Stadt und wenn Sie regelmäßig die Niederschriften des Schulausschusses und des Ausländerbeirats gelesen haben, müssten Sie, Herr Bürgermeister, über diesen Sachverhalt bereits seit August 2007 informiert sein.

Ob und wo in dieser Stadt zudem bereits Brennpunktschulen im Elementarbereich entstanden sind, verrät der Blick auf die schulbezogenen Übergangsdaten zu den weiterführenden Schulen (Schulformempfehlungen), den Ihr Rathaus interessierten Eltern im übrigen mit der vielsagenden Begründung verweigert, eine Veröffentlichung dieser Daten sei geeignet, Schülerströme zu verursachen, die für einzelne Schulstandorte unabsehbare Folgen haben könnten.

Hätte hier nicht längst eine verantwortungsvolle Schulentwicklungsplanung einsetzen müssen, die der zunehmenden Segregation entgegenwirkt? Stattdessen geht Ihre jetzige Forderung, die Bekenntnisschule im Schulverbund automatisch zur Führungsschule zu erheben, in die entgegengesetzte Richtung – Segregation würde verstärkt.

Sehr verehrter Herr Bürgermeister, wo auch immer in dieser Stadt ein Grundschulverbund errichtet werden wird möchte ich dringend darum bitten, dass bei der Bestimmung der Schulart -ob Bekenntnis- oder Gemeinschaftsgrundschule – die Eltern befragt werden, deren Kinder für den Besuch dieser Schule in Frage kommen.

Martin Werner. Offener Brief Bitte keine “Kreativen Lösungen” über die Köpfe der Eltern hinweg!”, 1.2.2010, mit Antwort von Bürgermeister Hans-Josef Vogel

 

Was die katholische Kirche von ihren Religionslehrern verlangt

Share

Bei katholischen Religionslehrern bestimmt der Beruf über das Privatleben. Die Kirche verlangt, dass sie nur verheiratet mit einem Partner zusammenleben dürfen und Kinder katholisch taufen lassen müssen. Katrin H. muss sich nun entscheiden – für ihre Partnerschaft oder für ihren Beruf.
[…] Eine “wilde Ehe” sollen katholische Religionslehrer nicht führen, sie brauchen vielmehr den kirchlichen Segen.
Was für viele junge Pärchen selbstverständlich ist, kann für Katrin H. gefährlich werden. Denn die 26-Jährige will katholische Religionslehrerin werden. Und die fünf Bistümer in Nordrhein-Westfalen sehen es gar nicht gerne, wenn ein Pärchen unverheiratet zusammenlebt. „Ein eheähnliches Zusammenleben ohne kirchliche Trauung ist mit den Grundsätzen der Lehre der Kirche nicht vereinbar“, heißt es im Amtsdeutsch. Dabei will Katrin H. nicht einmal an einer katholischen Schule unterrichten. Sie wird Mathematik- und Religionslehrerin an einer staatlichen Schule.

Der Westen, 25.12.2009, Was die katholische Kirche von ihren Religionslehrern verlangt

Gelsenkirchen. Rat muss neu über KGS-Schließung entscheiden

Share

Gelsenkirchen. Die Schließung einer KGS trifft auf Eltern-Widerstand.

“Seit dem letzten Jahr und den Beschlüssen des Schulentwicklungsplanes hat sich die Grundschullandschaft in Gelsenkirchen geändert. Zahlreiche konfessionelle Schulen wurden geschlossen, zusammengelegt, laufen aus oder werden zu städtischen Gemeinschaftsgrundschulen verbunden. Dies unter viel Kritik betroffener Eltern und namentlich der katholischen Kirche. Beschlossen wurde dabei auch, dass die katholische Grundschule an der Erdbrüggenstraße ausläuft. Dort werden zurzeit nach einem zweimaligen Anmeldestopp nur noch die letzten 3. und 4. Klassen unterrichtet. Danach ist Schluss.

Gegen die Schließung hatte stellvertretend für andere Eltern das Ehepaar Iserloh geklagt. In erster Instanz unterlag man mit einer einstweiligen Verfügung gegen den Vollzug der Schließung vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. Doch vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster wendete sich das Blatt. Dabei ging es weniger um die inhaltliche oder schulpolitische Frage „Bekenntnisschule ja oder nein”, sondern um Formfragen.

Der Westen, 07.09.2009, Schul-Aus: Rat muss neu entscheiden

Fusion unter Zwang in Gelsenkirchen mit Konfessionsstreit

Share

“Gelsenkirchen. Die Zwangsheirat zweier Gelsenkirchener Grundschulen ist beschlossene Sache – über die Konfessionsgrenzen hinweg. Doch was die Landesregierung sich so einfach dachte, entpuppt sich als Hindernislauf: vom Streit um Kruzifixe bis zur demütigenden Nichtwahl der neuen Leiterin.

Zwei Schulen, die unter Schmerzen zusammenwachsen müssen, ein neues Landesgesetz, das über die Realität hinweg gezimmert wurde und eine Schulleiterin, die es zunächst gar nicht werden wollte und jetzt doch die Scherben aufsammeln muss: Das ist die Gemengelage, in der in den letzten Monaten die Wogen an der Gemeinschaftsgrundschule an der Georgschule in der Gelsenkirchener Innenstadt hochschlugen. Jetzt sind sie glatt.”

Der Westen, Wenn zwei Schulen unter Zwang fusionieren

Umwandlung der KGS Niederbachem zu einer GGS

Share

Umwandlung zur GGS, weil sich keine katholische Schulleiterin fand. Der evangelische Pfarrer ist enttäuscht.

Den Eltern der Kinder, die die Katholische Grundschule Niederbachem besuchen, reicht es

Nach mehr als zwei Jahren ist die Stelle des Schulleiters noch immer unbesetzt – Generalvikariat lehnte evangelische Bewerberin ab

Wachtberg. Den Eltern der Kinder, die die Katholische Grundschule Niederbachem besuchen, reicht es. Nachdem die Stelle des Schulleiters mittlerweile mehr als zwei Jahre lang unbesetzt ist, wollen sie endlich wieder eine ordentliche Führung für ihre Schule. Doch die unflexible Haltung des Kölner Generalvikariats ließ jetzt das Fass überlaufen. Die Schulpflegschaft hat einstimmig die Umwandlung der Katholischen Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule beschlossen, die Schulkonferenz hat diese Entscheidung am 16. Oktober einstimmig bestätigt. Das erfuhr der Wachtberger Schulausschuss in seiner jüngsten Sitzung von Fachbereichsleiterin Sabine Rullo.

“Grundsätzliche Erwägungen” gaben den Ausschlag

Nach mehr als zwei Jahren, in denen sich nicht ein einziger Bewerber auf die ausgeschriebene Stelle des Schulleiters der Katholischen Grundschule Niederbachem gemeldet hatte, brachte ein Zeitungsbericht über diese missliche Lage doch noch einen Erfolg: eine Bewerberin erklärte ihre Bereitschaft, die Stelle zu übernehmen und ist auch entsprechend qualifiziert. Die Sache hat nur einen Haken: Die Frau ist evangelisch. Völlig inakzeptabel für das Erzbistum Köln. Anfang September lehnte das Generalvikariat die Besetzung der Schulleiterstelle mit einer evangelische Bewerberin rundweg ab. Da half auch eine Intervention von Bürgermeister Theo Hüffel nichts, die Kirchenvertreter blieben bei ihrer ablehnenden Haltung. Auch der Ausschussvorsitzende Hartmut Beckschäfer (CDU) hatte noch einmal das Generalvikariat angeschrieben mit der Bitte um Abänderung der Entscheidung, bekam aber nur einen lapidaren kurzen Brief zurück, in dem diese schwerwiegende Entscheidung recht unkonkret mit “grundsätzlichen Erwägungen” begründete worden sei, sagte er.
Über diese ablehnende Entscheidung informierte der kommissarische Schulleiter Norbert Schulten am 17. September die Eltern in einer Schulpflegschaftssitzung. Die beschloss darauf einstimmig die Umwandlung der Katholischen Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule. Diese Entscheidung teilte die Schulpflegschaft auch gleich dem Schulamt des Rhein-Sieg-Kreises mit, mit dem das weitere Vorgehen abgestimmt wurde. Von dort hieß es, dies sei der erste Fall einer solchen Umwandlung im Kreisgebiet, aber durchaus legitim.
Ausschussmitglieder sind enttäuscht
„Wir bedauern, dass es so weit kommen musste, aber wir können die Eltern voll und ganz verstehen”, sagte CDU-Sprecherin Ursula Perkams. „Wenn sich die Vertreter der katholischen Kirche so verhalten, können wir nicht anders als das Verfahren zu unterstützen.“ Wenn alles problemlos durchgehe, könnte die Änderung schon zum nächsten Schuljahreswechsel vonstatten gehen. Auch CDU-Chef Stephan Zieger fand es „ausgesprochen enttäuschend, was die katholische Kirche hier abgeliefert hat“. Doch wirklich überrascht sei er nicht, denn bei den Verhandlungen über die Zukunft der katholischen Kindergärten habe man die gleichen enttäuschenden Erlebnisse gehabt. Auf seine Nachfrage bestätigte Rullo, die Kirche habe gegen den Beschluss der Eltern keine Einspruchsmöglichkeiten. SPD-Sprecherin Ulla Morr begrüßte den Elternbeschluss und fand ihn ohnehin überfällig, da gerade noch die Hälfte der Schüler in dieser Grundschule katholisch seien und der Rest “andersgläubig”. Der evangelische Pfarrer Günther Schmitz-Valadier fand es hingegen „überaus enttäuschend, dass dies von der Kirche einfach so weggeworfen wird.” Doch nun sei die Sache wohl nicht mehr aufzuhalten.
Für die Gemeinde Wachtberg, die ohnehin Träger der katholischen Grundschule Niederbachem ist und somit zu 100 Prozent die Finanzierung sicherstellt, ändert sich bei einer Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule praktisch nichts, außer vielleicht dem Namen der Schule. Die katholische Kirche habe sich ohnehin nicht mehr an den Kosten beteiligt, sagte Rullo.”

Blogeintrag: Hintergrund zur Umwandlung der KGS Niederbachem

26.3.2009: Umwandlung erfolgreich

Mal andersrum: Grundschule lehnt katholisches Kind ab

Share

Wir lernen: auch katholische Kinder haben kurze Beine und gehen gerne auf die nächstgelegene Grundschule – auch wenn diese nicht katholische ist. Und nicht immer haben katholische Grundschulen den besseren Ruf (ach übrigens, auch in diesem Fall ist die Schulleitungsstelle seit 2 Jahren nicht besetzt).

SÜLZ – Die Gemeinschaftsgrundschule Manderscheider Straße hat die Aufnahme eines i-Dötzchens zum kommenden Schuljahr verweigert. Die Gründe haben der Schule jetzt ein Eilverfahren beim Verwaltungsgericht eingebracht. „Bei den Aufnahme-Entscheidungen“, so hatte Schulleiterin Elisabeth Schuhenn der Mutter Silke Jahn schriftlich mitgeteilt, „war auch die Zahl der noch vorhandenen Plätze an den umliegenden Schulen, die Konfessionsbindung der Schulen und die Konfessionszugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler zu betrachten. Es wäre ein Härtefall, wenn zum Beispiel ein evangelisches Kind an der Schule abgewiesen wird und sich wegen der vorhandenen Kapazitäten an der katholischen Grundschule anmelden soll (muss).“

„Als ich das gelesen habe, konnte ich es gar nicht glauben“, sagte Silke Jahn dazu. „Meine Tochter ist katholisch, sie wurde abgelehnt aus konfessionellen Gründen. Von so einem Kriterium war bislang an der Schule keine Rede.“ Sie sei sich völlig sicher gewesen, dass ihr Kind angenommen würde. Die Familie wohnt 280 Meter von der Schule entfernt. Die Schule am Manderscheider Platz ist die nächstliegende und für sie als alleinerziehende Mutter, die morgens kurz nach acht an ihrem Ausbildungsplatz sein muss, die bestmögliche für ihre Tochter. „Ich weiß, dass andere angenommene Kinder viel weiter weg wohnen, aber in der Mehrzahl evangelisch und konfessionslos sind.“

Die Grundschule am Manderscheider Platz ist sehr begehrt bei Eltern und entsprechend mit Anmeldungen überhäuft worden. 35 Kinder mussten abgelehnt werden. Die katholische Grundschule an der Berrenrather Straße, die der Mutter im Ablehnungsschreiben empfohlen wurde, hat dagegen noch 40 Plätze frei. […]

Die Konfession könne rechtlich kein Grund zur Ablehnung sein, betont der von Silke Jahn beauftragte Rechtsanwalt Christoph Birnbaum. Die Anwendungsordnung der Grundschule ließe das als Kriterium nicht zu. […]

Wolfgang Tonner vom Schulamt erklärte, dass bereits ein Brief an die Schule und die Mutter unterwegs sei, dass das Mädchen als Härtefall doch aufgenommen wird, wenn ein Platz frei werde. […]

Kölner Stadtanzeiger, 24.2.2009, Grundschule lehnt katholisches Kind ab

s. auch Pressemeldung Rechtsanwälte Birnbaum vom 19.2.2009

Aufgebrachte Stimmung in Castrop-Rauxel nach Auflösung der Schulbezirke

Share

Stellungnahme von Jochen Bell, Schulleiter der Friedrich-Harkort-Schule (GGS)

“Das bis zum Vorjahr gültige Anmeldeverfahren stellte alle Eltern vor die Entscheidung für örtliche Gemeinschaftsgrundschule oder die Konfessionsschule. Die Friedrich-Harkort-Schule hat dadurch jährlich in etwa die gleiche Schüleranzahl an die Elisabethschule abgegeben wie die umgebenden Schulen des Castroper Südens. […] Mit dem Auflösen der Schulbezirke (mit Beginn des Schuljahrs 08/09) werden offenbar die Karten neu gemischt. Das Argument der konfessionellen Ausrichtung tritt möglicherweise sukzessive angesichts sich durchmischender Schülerströme zurück zum Vorteil von Schulen mit bedarfsgerechten Angeboten. Im kommenden Schuljahr wird die GGS Grüner Weg erstmals zweizügig sein, was sicher die Anerkennung der Leistungen des Kollegiums und den Wunsch junger Familien nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf einschließt. […]

Ein kurzes Wort zur Frage der Migrantenfamilien: Abgesehen von dem meines Erachtens überflüssigen Hinweis, dass es an unserer Schule keine bedeutsameren Prozentanteile als anderswo gibt, sind zwei Entwicklungslinien in manchen Köpfen noch nicht angekommen.

> Frau Glöß weist mit Recht darauf hin, dass deutschstämmige Kinder mittlerweile ebensoviel an zusätzlicher Sprachförderung benötigen wie Kinder der jetzigen Migrantengeneration.

> Mit vielen meiner Schulleitungskolleg(inne)n bin ich mir in der Beobachtung einig, dass sie auch zunehmend eine leistungstragende Rolle in den Klassen einnehmen, was durchaus mit ihrem positivem Arbeits- und Sozialverhalten korrespondiert.”

Der Westen, 25.01.2009, Aufgebrachte Stimmung

Mischehe, Konfessionsschule, Christentum und Sozialismus. Kirchen und Politik in den 50er-Jahren

Share

Hintergründe zum Kampf der katholischen Kirche für die Bekenntnisschule, “ein Relikt aus dem frühen 20. Jahrhundert oder aus dem 19. Jahrhundert.”

“So kämpfte die katholische Kirche gegen die interkonfessionelle Ehe, die sogenannte Mischehe: Sie galt noch 1958 als “fürchterliches Übel”, vor dem zu warnen Bischöfe und Priester in Hirtenbriefen und Gemeindepostillen nicht müde wurden.

Daneben war vor allem die Bekenntnisschule, die konfessionshomogene Grund- und Volksschule, das zentrale politische Kampfobjekt der katholischen Kirche. Der Potsdamer Historiker Klaus Große Kracht:

“Es ist eben interessant, dass es aus dem Vatikan direkt nach 1945 Signale gegeben hat an die Deutsche Bischofskonferenz, dass der Beibehalt der Konfessionsschule ‘einen Kampf wert’ sei, so die tatsächliche Formulierung, die in Bischofskreisen dann zirkulierte. In der britischen Besatzungszone war es so, dass die Besatzungsbehörden den Eltern durchaus eine Möglichkeit geben wollten, darüber abzustimmen, welches Schulsystem sie denn bevorzugen würden.

Und auf Grund einer massiven öffentlichen Kampagne der katholischen Kirche hat sich tatsächlich die katholische Elternmehrheit für den Beibehalt der Konfessionsschule entschieden und damit einen Prozess in Gang gesetzt, der bis zur Verabschiedung der nordrhein-westfälischen Verfassung und des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes dann dafür gesorgt hat, dass tatsächlich Konfessionsschule, also eigentlich ein Relikt aus dem frühen 20. Jahrhundert oder aus dem 19. Jahrhundert, sogar wieder restauriert wurde nach 1945.”

Als 1954 die niedersächsische SPD-Landesregierung die Bekenntnisschule abschaffte und die überkonfessionelle Gemeinschaftsschule zur Regelschule erklärte, rief die katholische Kirche Eltern und Schüler zu einem Warnstreik auf, dem mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler folgten. Die Bundesregierung zog 1955 sogar vor das Bundesverfassungsgericht, um in Einklang mit der katholischen Kirche gegen das niedersächsische Schulgesetz vorzugehen – und scheiterte 1957.”

Deutschlandradio, 13.8.2008, Sylvia Conradt, Mischehe, Konfessionsschule, Christentum und Sozialismus