Sassenberger Grundschule strebt Umwandlung an

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Es ist immer wieder das Gleiche. Wenn keine Schulleiterin im passenden Bekenntnis gefunden werden kann, finden plötzlich alle, dass das Schulgesetz nicht flexibel genug ist. Richtig wäre natürlich, endlich den alten Zopf Konfessionsschule abzuschneiden, wie in den anderen Bundesländern schon vor über 50 Jahren geschehen.

Was ist passiert? Im münsterländischen Sassenberg wird eine Rektorenstelle an einer katholischen Grundschule frei. Es gibt eine geeignete Bewerberin. Die allerdings nicht das richtige Bekenntnis hat. Sie ist evangelisch und damit laut Schulgesetz eben doch nicht geeignet. Für den örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Hagemeier ein Dilemma: Ihm ist klar, dass die Bewerberin die Stelle nur bekommen kann, wenn die Schule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt wird. Gleichzeitig wünscht er sich, dass Bekenntnisschulen erhalten bleiben.

Dabei wissen sowohl die scheidende Rektorin als auch Hagemeier, dass die Zeiten sich ändern: „Weder sei die Schülerschaft noch so deutlich katholisch geprägt wie in früheren Jahren, noch gelte das für die Lehrkräfte.“ Trotzdem will der Landtagsabgeordnete an den Bekenntnisschulen festhalten, zumal die Bistümer ohnehin ein Wörtchen mitzureden hätten. Er unterstützt den Wunsch der scheidenden Rektorin, dass das „Gesetz in Ausnahmefällen kreative Lösungen“ zulässt. Reformpolitik sieht anders aus.

Übrigens wurde nicht nur an der Grundschule Sassenberg, sondern auch an den Grundschulen in Füchtorf und Beelen von den Eltern ein Umwandlungsverfahren eingeleitet.

Quelle: CD NRW, Homepage Daniel Hagemeier, Suche nach Chance für Bekenntnisschulen (nahezu identisch abgedruckt in Die Glocke,6.1.2025 Sassenberg: Konfessionsklausel auf dem Prüfstand

Die Glocke, 29.11.2024, Beelen: Bekenntnis- soll Gemeinschaftsschule werden

Umwandlungsvorhaben und -verfahren im Schuljahr 2023/24

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Zuletzt aktualisiert am 24.6.2024

Wie schon im vergangenen Schuljahr veröffentlichen wir an dieser Stelle eine Liste der Umwandlungsverfahren, die uns bislang bekannt sind. Falls Sie von weiteren Schulen wissen, geben Sie uns gerne per email an kontakt@kurzebeinekurzewege.de Bescheid.

Erfolgreiche Umwandlungen

Paderborn (KGS): In Paderborn wird aufgrund eines Stadtratsbeschlusses jährlich überprüft, an welchen Bekenntnisschulen 4 Jahre in Folge weniger als 50% der Schülerinnen und Schüler dem jeweiligen Bekenntnis angehören. An diesen Schule stimmen die Eltern darüber ab, ob die Schulen weiterhin Bekenntnisschulen bleiben sollen. In diesem Schuljahr wurde aufgrund dieser Regelung an 3 Schulen abgestimmt. An der katholischen Almeschule entschieden sich die Eltern für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule. Die Grundschulen Margarethen und Dionysius dagegen bleiben katholische Bekenntnisschulen. Abgestimmt wurde per Briefwahl.
Quellen:
* Westfalenblatt, 7.6.2024, Eltern haben über Schulart abgestimmt
* NW Kreis Paderborn, 10.6.2024, Bekenntnisschulen: Paderborner Grundschule wird umgewandelt

Plakat zur Abstimmung: KGS oder GGS

Köln (2 KGS): Michael-Ende-Schule (Ehrenfeld), Peter-Lustig-Grundschule (Ossendorf).
Die Michael-Ende-Schule in Ehrenfeld ist eine katholische Grundschule. Eltern haben hier einen Antrag auf Umwandlung der Schule in eine GGS gestellt. Die Abstimmung über die Umwandlung von KGS zu GGS wurde vom 13.-15.5. durchgeführt. Von 190 Stimmberechtigten nahmen 140 Eltern an der Wahl teil. 133 Stimmen für die Umwandlung, 7 dagegen. Ein sehr erfreulich eindeutiges Ergebnis!
In der Zuschrift an uns heißt es: „Hauptgrund für die Umwandlung war, dass alle nicht einverstanden sind, dass kath. Kinder bei der Schulanmeldung bevorzugt werden müssen. Wir sind eine Schule mitten im mulitkulturellen Veedel Ehrenfeld, die Anzahl kath. getaufter Kinder ist sehr gering. Wir sind offen für alle Familien und möchten keine aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit bevorteilen. Beim Elternabend zu diesem Thema wurde kein Argument gefunden, das gegen die Umwandlung spricht.“
An der Peter-Lustig-Grundschule Ossendorf ergab die Auszählung bei 283 Kindern 133 Ja-Stimmen und 29 Nein-Stimmen.
* Domradio, 18.6.2024, Wollen Schulen in NRW nicht mehr katholisch sein? „Kirche ist systemisch in keiner Weise involviert“
* KStA, 13.6.2024, Kölner Eltern wollten nicht mehr, dass die Kirche die Regeln macht, wenn der Staat zahlt

Marsberg (KGS): Die Schule am Burghof in Marsberg wird auf Beschluss der Eltern in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt.
* Westfalenpost, 8.5.2024, Auf Elternwunsch: Marsberger Grundschule wird umgewandelt

Gladbeck (KGS): „Kollegium, Schulpflegschaft und Verwaltung wollen die Gladbecker Lambertischule zur Gemeinschaftsgrundschule machen – aus verschiedenen Gründen.“ Die Verwaltung führt an, dass nur noch 9% der Schüler:innen dort katholisch sind. Der konfessionelle Status erschwert der Verwaltung die Zuweisung nicht katholischer Kinder. Abgestimmt wurde von 23. bis 25.4. in den Schulräumen. Das Kollegium begründete den Wunsch zur Umwandlung damit, dass die Schule eigentlich schon jetzt aufgrund ihrer multikulturellen Zusammensetzung eher die Merkmale einer Gemeinschaftsschule erfülle. Durch die Umwandlung werde sich im Schulprogramm nichts ändern.
Angestoßen wurde die Umwandlung durch die Stadt. Die Elternabstimmung ergab eine überwältigende Mehrheit von 173 Stimmen für die Umwandlung, bei nur 8 Gegenstimmen. 162 Stimmen wären nötig gewesen, damit wird die Schule zum Schuljahr 2025 Gemeinschaftsgrundschule.
* Neue Gladbecker Zeitung, 3.5.2024, Lambertischule: Umwandlung zur Gemeinschaftsgrundschule
* https://www.waz.de/staedte/gladbeck/lambertischule-soll-keine-katholische-schule-mehr-sein-id240704924.html

Senden (KGS): Mit einer überwältigenden Mehrheit von 200:10 stimmten Eltern der Mariengrundschule im westfälischen Senden im April dafür, die Schule in eine Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln. Nötig gewesen wären 159 Stimmen. Ziel der Umwandlung ist es laut der Westfälischen Nachrichten, „die Schulentwicklung strategisch steuern zu können“.
* Westfälische Nachrichten, 24.4.2024, Marienschule künftig keine Bekenntnisschule mehr
* Radio Kiepenkerl, 22.4.2024, Senden: Umwandlung der Mariengrundschule?

Wadersloh (KGS): Der Grundschulverbund Wadersloh, eine KGS mit den Standorten Standorten Wadersloh, Liesborn und Diestedde, ist die einzige Grundschule im Ort. Die Eltern möchten durch die Umwandlung die Chancen verbessern, eine Schulleitung zu finden.
Die Eltern entschieden sich Anfang März mit einer überwältigenden Mehrheit von 330 zu 14 für die Umwandlung. 240 Stimmen wären nötig gewesen.
* Die Glocke, 13.6.2024, Wadersloh: Umwandlung Grundschule 2024/2025 möglich
* https://www.die-glocke.de/kreis-warendorf/wadersloh/artikel/wadersloh-umwandlung-der-grundschule-erst-2025/2026-1711120463
* https://www.mein-wadersloh.de/2024/03/11/umwandlung-des-grundschulverbundes-wadersloh-ein-neues-kapitel-beginnt/
* https://www.die-glocke.de/kreis-warendorf/wadersloh/artikel/wadersloh-verfahren-zur-umwandlung-grundschule-laeuft-1709477172
* https://www.die-glocke.de/kreis-warendorf/wadersloh/artikel/wadersloh-wie-eltern-neue-schulleitung-finden-wollen-1704380414
* https://www.die-glocke.de/kreis-warendorf/wadersloh/artikel/grundschule-wadersloh-nimmt-erste-huerde-fuer-umwandlung-1706455570

Hilden (KGS): Von 18. bis 20. April findet am katholischen Grundschulverbund Beethovenstraße (Städt. Kath. Grundschule mit Gemeinschaftsschulteilstandort) die Abstimmung über die Schulart statt. Der Verbund besteht aus einer katholischen Grundschule und einer Gemeinschaftsgrundschule, die direkt nebeneinander auf einem Schulgelände liegen und sich einen Schulhof teilen. Die KGS ist in den vergangenen Jahren immer weniger katholisch geworden, nur noch 16% der Kinder sind katholisch. Die Bekenntnisbindung erschwert es, eine Schulleitung zu finden. Eltern ungetaufter Kinder melden diese bewusst an der Bekenntnisschule an, weil sie sich von der weniger migrantischen Zusammensetzung bessere Bildung erhoffen. Durch die Bekenntnisbindung können die Klassen nicht so zusammengesetzt werden, wie es pädagogisch sinnvoll wäre. Zur Abstimmung berechtigt waren alle Eltern des Schulverbunds.
Das Ergebnis fiel eindeutig aus: 185 zu 37 für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule. Nötig gewesen wären nur 166 Stimmen. Wir entsenden unsere herzlichen Glückwünsche an die engagierten Eltern in Hilden.
Irritiert zeigt sich im Rat die örtliche „Bürgeraktion“. Sie sorgt sich um katholische Grundschüler, deren Eltern die „Neuausrichtung“ der Schule nicht akzeptieren und betont, dass 108 Eltern der Abstimmung fernblieben (Quellen: anzeiger24.de, 24.6.2024, Schulstandort Beethovenstraße soll Gemeinschaftsgrundschule werden: Bürgeraktion kritisiert Verfahren; Rheinische Post, 24.6.2024, Hilden: Beethovenstraße wird zur Gemeinschaftsgrundschule

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Sassenberg (KGS): Die KGS Füchtorf soll in eine GGS umgewandelt werden, damit die evangelische Konrektorin die Leitung der Schule übernehmen kann (3 entsprechende Bewerbungen von ihr wurden von der Bezirksregierung Münster abgelehnt). Auch der leitende Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde ist für die Umwandlung und fordert sogar eine Änderung des Schulgesetzes. Die Stadt selbst stößt den Schulartwechsel an, die Umwandlung könnte zum Schuljahr 2025/26 wirksam werden. Die Abstimmung erfolgte am 8.-10. April. Im Ergebnis stimmte mit 148:2 eine überwältigende Mehrheit für die Umwandlung. Nötig gewesen wären 84 Stimmen.
* Radio WAF, 11.4.2024, Grundschule Füchtorf: Eltern stimmen für Umwandlung
* Radio WAF, 8.4.2024, Umwandlung der Grundschule Füchtorf: Eltern stimmen ab
* Westfälische Nachrichten, 29.2.2024, Stadt stößt Schulartwechsel an
* Die Glocke, 29.2.2024, Grundschule Füchtorf: Politik soll Umwandlung einleiten
* WDR, 22.2.2024, Falsche Konfession bei Bewerberin für Grundschulleitung

Gescheiterte Umwandlungsverfahren

Bedburg-Hau (KGS): Der Rat der Gemeinde hat beschlossen, für die Katholische Bekenntnisschule St. Antonius Hau ein Verfahren zur Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule einzuleiten. Die Abstimmung erfolgte von 14. bis 27. Mai per Briefwahl.
Zwar stimmte mit 61:37 eine deutliche Mehrheit der Eltern für die Umwandlung. Nötig gewesen wären allerdings 95 Stimmen, die Schule bleibt also eine Katholische Grundschule. Pikantes Detail: Eigentümer des Grundstücks für den Neubau der Grundschule ist die evangelische Kirche, sie hatte ein Verfahren über die Umwandlung in eine GGS zur Bedingung für den Verkauf gemacht.
* Öffentliche Bekanntmachung der Stadt Bedburg-Hau, 28.5.2024
* Rheinische Post, 4.5.2024, Verliert die St. Antonius Grundschule den Konfessionsbezug?
* https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/bedburg-hau-politik-stoesst-umwandlung-der-grundschule-in-hau-an_aid-87723109

Eschweiler (KGS): Vom 18. – 20. März wurde eine Abstimmung über die Umwandlung der katholischen Don-Bosco-Schule durchgeführt. Sie wurde von Eltern beantragt, die das Verfahren mit einer ausreichenden Quote von mind. 10% einleiteten. In Eschweiler bestehen zehn Grundschulen an elf Standorten, acht davon sind katholisch, eine evangelisch und nur eine ist bislang eine Gemeinschaftsgrundschule. In der Vergangenheit scheiterten bereits in zwei Fällen Verfahren zur Umwandlung von Bekenntnisschulen in eine Gemeinschaftsgrundschule (z.B. 2019 an der EGS Eschweiler, trotz Stimmenmehrheit von 44:3).
Bei der Abstimmung sprach sich eine Mehrheit der teilnehmenden Eltern für die Umwandlung aus: 82 dafür, 61 Stimmen dagegen. Da 159 Stimmen nötig gewesen wären, bleibt die Schule katholisch.
* Nach Wahl: Don-Bosco-Schule bleibt katholische Bekenntnisschule
* Umwandlung der Kath. Grundschule Don Bosco in eine Gemeinschaftsgrundschule

Siegen (KGS): An der KGS Hammerhütterschule sollen die Eltern auf Beschluss des Rates darüber abstimmen, ob die Schule weiterhin katholisch bleibt. Die Schule hat eine bewegte Geschichte: Sie zog in den letzten Jahren 2 Mal um, zuletzt in die Räume einer GGS, die geschlossen wurde. Im Einzugsbereich der Schule bringen viele Eltern ihre Kinder lieber zu anderen Schulen. Der Anteil katholischer Kinder ist gering: An der Schule stellen sie mit 16% nur noch die drittgrößte Gruppe. 31% sind islamisch, 28% evangelisch, 8,8% orthodox; von 13,5 % liegt keine Angabe vor. Trotzdem betont die Schule ihre konfessionelle Ausrichtung sehr: „Die Hammerhütter Schule ist eine katholische Grundschule. Wir streben bewusst eine katholische Ausrichtung an. Wenn Sie sich mit unserem Programm, das aus diesem Anspruch heraus entwickelt wurde, einverstanden erklären, können Sie Ihr Kind bei uns anmelden, auch wenn es einer anderen Konfession oder keiner angehört.“ (https://hammerhuetter-schule.de/das-sind-wir/)
Die Abstimmung wurde per Briefwahl durchgeführt. Das Ergebnis der Abstimmung war eindeutig: Die Schule bleibt katholisch. Nötig gewesen wären 85 gültige Ja-Stimmen. Tatsächlich sprachen sich bei 59 abgegebenen Stimmen nur die Eltern von 23 Kindern für die Umwandlung aus.
* https://wirsiegen.de/2024/03/ergebnis-der-briefwahl-steht-fest-hammerhuetter-schule-bleibt-katholische-bekenntnisgrundschule/388916/
* https://wirsiegen.de/2024/02/elternbriefwahl-abstimmung-ueber-die-umwandlung-der-hammerhuetter-schule-in-siegen/388021/
* https://www.siegener-zeitung.de/lokales/siegerland/siegen/siegen-bleibt-die-hammerhuetter-schule-katholisch-eltern-entscheiden.html
* https://www.wp.de/staedte/siegerland/siegen-hammerhuetter-schule-soll-nicht-mehr-katholisch-sein-id239685785.html

Duisburg (EGS): In Duisburg sind sich Rat und Verwaltung offenbar nicht sicher, dass eine evangelische Grundschule benötigt wird. Die Bezirksvertretung hat es sogar sehr klar formuliert: „Dieses ist ein unhaltbarer Zustand. Jedes Kind, wohnhaft in Baerl, muss unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit die Möglichkeit des Schulbesuches in seinem Wohnquartier haben“. Der Schulausschuss hat daher einstimmig beschlossen, dass die Eltern an der Ev. Waldschule in Baerl darüber abstimmen sollen, ob die Schule weiterhin evangelisch bleibt, zumal ohnehin nur eine Minderheit der Kinder evangelisch ist. Die Stadt möchte sicherstellen, dass alle Baerler Kinder die wohnortnahe Schule besuchen können. Die nächste GGS ist über 3 km entfernt. Andernfalls bestehe die Gefahr einer „sozialen Spaltung“. Kira Schulze-Lohoff (FDP) wird damit zitiert, dass „das Merkmal der Konfession nicht mehr zeitgemäß ist“. Der Vertreter der GEW empfindet die Existenz von Bekenntnisschulen als Anachronismus. Gerüchten zufolge taufen manche Eltern ihre Kinder, damit sie den Platz an der Schule sicher haben.
Die örtliche Kirche kämpft allerdings energisch für den Erhalt des Bekenntnisstatus. Manche Argumente sind abstrus: „Die Schule führte aus, man könne zum Beispiel keine Martinsfeier mehr durchführen, wenn die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule geschehen sollte.“ Das ist schlicht falsch.
Bei der Abstimmung März 2024 votierten 51 Eltern für die Umwandlung und 48 dagegen. Die für eine Umwandlung erforderliche Mehrheit von 108 Stimmen wurde weit verfehlt, die Schule bleibt damit evangelisch. Die Stadt hatte das Problem kurzfristig entschärft, indem einmalig eine 3. Klasse geschaffen wurde.
* Stadt Duisburg, 10.4.24, Grundschule Waldstraße in Duisburg-Baerl bleibt konfessionell
* WAZ, 10.4.24, Evangelische Waldschule: Überraschung nach Abstimmung
* WAZ, 6.3.24, Umwandlung der Waldschule? Das sind Argumente in der Debatte
* WAZ, 2.3.24, Letzte Evangelische Grundschule: Kampf Stadt gegen Kirche
* https://www.waz.de/staedte/duisburg/article241722686/Schulumwandlung-in-Duisburg-Jetzt-entscheiden-die-Eltern.html
* https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/duisburg-grundschulen-konfessionell-100.html
* https://www.waz.de/staedte/duisburg/kein-platz-an-der-grundschule-eltern-kaempfen-mit-petition-id241598736.html
* https://www.waz.de/staedte/duisburg/abstimmung-braucht-duisburg-eine-evangelische-grundschule-id241542538.html
* https://www.waz.de/staedte/duisburg/west/evangelische-grundschule-in-duisburg-soll-staedtisch-werden-id237278237.html

Bocholt (KGS): 61 Eltern der KGS St.-Bernhard reichen Ende Januar beim Schulamt ihre Unterschriften ein, um ein Umwandlungsverfahren einzuleiten. 13 Absagen gab es in diesem Schuljahr, das fehlende Bekenntnis führt nun zu einem längeren Schulweg. Jochen Krühler schreibt in der Lokalzeitung völlig zu recht: „Sie werden diskriminiert“. Bekenntnisschulen seien „aus der Zeit gefallen“. Weitere Informationen zur Situation in Bocholt finden sich hier.
Die Abstimmung erfolgte vom 16.-18. April, parallel zu den Elternsprechtagen. Auch hier ist das Ergebnis rechtlich eindeutig. Die Schule bleibt katholisch, obwohl sich die Eltern in der Abstimmung mit 129:39 deutlich für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule aussprachen. Nötig gewesen wären allerdings für die absolute Mehrheit 208 Stimmen.
* https://www.bbv-net.de/Lokales/Bocholt/Bekenntnisschule-Eltern-stehen-in-Lowick-vor-der-Wahl-444737.html
* https://www.bbv-net.de/Lokales/Bocholt/Eltern-stimmen-in-Bocholt-ueber-Bekenntnisschule-ab-436096.html
* https://www.bbv-net.de/Lokales/Bocholt/Kommentar-zur-Bekenntnisschule-Nicht-die-Konfession-sollte-entscheiden-436100.html

Mönchengladbach (KGS): Die Eltern an der KGS Anton Heinen haben das Antragsverfahren zur Umwandlung ihrer Grundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule im Januar 2024 angestoßen. Es handelt sich um eine Stadtteilschule, bei der das Etikett „katholisch“ nicht mehr passt.
Die Abstimmung wurde von 12. bis 14.3. durchgeführt. Sie ergab eine deutliche Mehrheit von 96:27 für die Umwandlung. Nötig gewesen wären allerdings 108 Stimmen, die Eltern scheiterten damit knapp an der gesetzlichen Hürde.
* Rheinische Post, 7.4.2024, Anton-Heinen-Schule bleibt katholisch
* Amtsblatt Gladbeck 10/2024

Abstimmung steht noch bevor

Selfkant (KGS): Astrid-Lindgren-Schule und Westzipfelschule (beide KGS):
„Selfkanter Grundschulen wollen Gemeinschaftsgrundschulen werden. Vorteil: Auch Lehrpersonal ohne religiöse Zugehörigkeit kann eingestellt werden.“
Die Diskussionsbeiträge der örtlichen Katholischen Kirchengemeinde sind abenteuerlich:
„Ich habe Angst davor, dass die Kreuze aus den Schulen herausgetragen werden“, sagt Leonore van de Kamp. Und diese Sorge habe sie nicht allein, weist sie auf zahlreiche Gespräche hin. „Wir sind im GdG-Rat alle Ehrenamtler. Und wir sind stolz darauf, dass wir unsere Kirche noch haben. Es macht uns traurig, wenn alles wegbröckelt“, zeigt sie sich enttäuscht. „Bei uns sind alle Kinder willkommen. Wir machen keine Unterschiede. Das ist für uns selbstverständlich. Aber dieser Antrag stellt unsere ganze Arbeit infrage.“
(zitiert aus Aachener Zeitung, 23.11.2023, Es geht um mehr als das Wort „Katholisch“ im Schulnamen)
* https://www.aachener-zeitung.de/lokales/region-heinsberg/selfkant/grundschulen-wollen-katholisch-aus-dem-namen-streichen/5056993.html
* Stellungnahme der Kirche sowie Artikel dazu in der Aachener Zeitung

„Die Konfession darf keine Rolle spielen“

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So titelt „Die Glocke“ Warendorf über einem Artikel zur erfolgreichen Umwandlung der Grundschule Füchtorf. Die Abstimmung war so eindeutig wie selten: 148:2 lautete das Elternvotum für die Umwandlung. Auslöser der Umwandlung war, dass die stellvertretende evangelische Schulleiterin an der bislang katholischen Grundschule nicht Schulleiterin werden darf. Das prangert die Glocke zu Recht an.

Richtig, das Schulgesetz muss geändert werden. Tatsache ist aber auch, dass die Konfession an Schulen in öffentlicher Trägerschaft nicht nur bei der Berufung von Lehrkräften und Schulleitungen keine Rolle spielen darf, sondern auch bei der Aufnahme von Schulkindern.

Die Glocke, 11.4.2024, Benedikt Miketta, Kommentar zur Grundschul-Wahl: Das Problem bleibt ungelöst

„Ich finde das irrsinnig. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß.“

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Hatten wir schon. Öfter. Stellvertretende Schulleiterin darf sich nicht auf Schulleitungsstelle bewerben, weil sie die fasche Konfession hat. Klar, Schule ist katholische Bekenntnisgrundschule, die Lehrerin, seit 20 Jahren an der Schule, ist evangelisch. Nun soll die Schule umgewandelt werden, weil das niemand nachvollziehen kann. Ganz schnell. Und der Leitende Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde findet sogar, dass das Schulgesetz geändert werden soll.

WDR, 22.2.2024, Falsche Konfession bei Bewerberin für Grundschulleitung

Wird 2100 die letzte katholische Schule umgewandelt?

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Das Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland wartetete am 7.12. mit der Meldung auf, dass die Zahl der katholischen Bekenntnisschulen in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren von 922 auf 813 zurückgegangen sei. Wenn man diesen Trend weiterrechnet, so würde ungefähr zur nächsten Jahrhundertwende die letzte KGS zu einer Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt. Vielleicht auch früher: Nach den uns vorliegenden aktuellen Zahlen gibt es nämlich sogar „nur“ noch 791 Schulen dieser Schulart (die 5 Schulen in kirchlicher Trägerschaft nicht mitgerechnet).

Quelle: katholisch.de, 7.12.2023, Trotz Rückgang: Anteil der Schüler an NRW-Bekenntnisschulen konstant

Bisherige Katholische Grundschule Birkesdorf wird Gemeinschaftsgrundschule

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167:1. So lautete das Ergebnis der Elternabstimmung über die Umwandlung der Grundschule in eine GGS. Trotzdem titelt die Aachener Zeitung, es sei ein „knappes Votum“ gewesen. Und tatsächlich: Für eine erfolgreiche Umwandlung in eine GGS mussten mehr als 50% von 333 möglichen Stimmen für die Umwandlung abgegeben werden, und das wurde mit dem knappest möglichen Ergebnis von 167 Stimmen erreicht.

Wenn nur eine Stimme gefehlt hätte, hätte die bisherige kommissarische Schulleiterin nicht Rektorin werden dürfen – weil sie nicht katholisch ist. Nun hat die Bezirksregierung Köln entschieden, dass die Umwandlung bereits mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres 2023/24 erfolgen darf und nicht erst wie üblich zum Schuljahresende.

Quelle:
Aachener Zeitung, 7.11.2023, Aus der Katholischen wird die Gemeinschaftsgrundschule Birkesdorf

„Weil du nicht katholisch bist, haben wir leider keinen Platz für dich an unserer Schule.“ 

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Am 15. August stimmte der Düsseldorfer Schulausschuss über einen Antrag der SPD ab, an den ca. 40 Bekenntnisgrundschulen der Stadt eine Elternabstimmung über die konfessionelle Bindung abhalten zu lassen. Der Antrag scheiterte an den Gegenstimmen von CDU, FDP und AFD.

In ihrer Pressemitteilung kritisiert die örtliche CDU den Antrag: „Damit würde ohne ausdrücklichen Bedarf auf Seiten der Eltern Unruhe in die Schulen getragen“, sogar von einer Störung des Schulfriedens ist die Rede. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Die Christdemokraten betonten zudem, dass katholische und evangelische Grundschulen auch Schülerinnen und Schülern anderer Glaubensrichtungen offenstehen und damit integrativ wirken.“ Die Düsseldorfer CDU verschließt damit ihre Augen vor der real existierenden Situation, dass es immer wieder zur Ablehnung von Schülerinnen und Schülern kommt, die nicht dem „Schulbekenntnis“ angehören.

Vorrang haben Bekenntniskinder

Bekenntniskinder haben Vorrang, so fasst es die Westdeutsche Zeitung in ihrem Artikel vom 1. September prägnant zusammen:

An katholischen oder evangelischen Bekenntnisgrundschulen müssen zunächst Kinder der jeweiligen Konfession aufgenommen werden. Im Fall eines Anmeldeüberhangs haben Kinder mit einer anderen Konfession oder konfessionsfreie Kinder das Nachsehen und müssen auf andere Grundschulen ausweichen – auch wenn diese weiter entfernt vom Wohnort sind.

Peter Kurz, Westdeutsche Zeitung, Der „richtige“ Glaube sichert den Schulplatz

Tatsächlich ist die von der CDU befürchtete Unruhe unter Eltern tägliche Realität: Jedes Jahr, wenn es um die Anmeldung an der Grundschule geht, fallen Eltern aus allen Wolken, wenn sie feststellen müssen, dass sogar Geschwisterkinder nicht auf die Schule gehen dürfen, die sie von Bruder oder Schwester schon seit langem kennen, weil als wichtigstes Kriterium zunächst das Bekenntnis an einem Drittel aller Grundschulen in NRW darüber entscheidet, ob das Kind dort aufgenommen wird. Geschwisterstatus, Schulweg, eine ausgewogene Aufteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Grundschulen einer Stadt für eine gelingende Integration – all diese Kriterien spielen dann keine Rolle mehr. Dass diese Form der Ausgrenzung „zeitgemäß“ sein soll, wie die CDU in ihrer Pressemeldung schreibt, erscheint betroffenen Eltern als Hohn.

Wie wirken Bekenntnisschulen in Hinsicht auf Integration und Inklusion?

Die Düsseldorfer CDU behauptet: „Viele zugewanderte Eltern melden ihre Kinder an konfessionellen Schulen an, selbst wenn diese Familien anderen Religionsgruppen angehören. Mit dieser Toleranz fördern Bekenntnisschulen nachweislich die Integration“. Axel Backhaus sieht das in Grundschule Aktuell anders:

Es gibt in Deutschland nicht nur rechtliche, praktische und finanzielle Hemmnisse bei der Umsetzung von Inklusion, sondern auch systemische. Dazu zählen staatliche Bekenntnisschulen, deren religiöse Ausrichtung selektiv wirkt. Das gilt es auszumachen, einzuordnen und abzustellen. Die Forderung „Schluss mit den Bekenntnisgrundschulen in NRW“ der Initiative „Kurze Beine, kurze Wege“ zeigt einen gangbaren Weg auf.

Grundschule Aktuell, Heft 162, „Dat dat dat gifft! – Wie Bekenntnisschulen der Inklusion in
Nordrhein-Westfalen systemisch entgegenstehen“

Helmut Kohl: Weg mit dem alten Plunder!

Weg mit dem alten Plunder, keine Konfessionsschulen mehr.“ Der spätere langjährige Bundeskanzler gilt noch heute als Reformer in der CDU, weil er 1970 in Rheinland-Pfalz die Konfessionsschulen gegen den Widerstand der katholischen Kirche abschaffte.

Es wird allerhöchste Zeit, endlich auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die kostspielige Altlast Bekenntnisschule zu reformieren. Sie trägt ihren Teil dazu bei, dass NRW im Bildungsbereich hinterherhinkt.

Katholische Grundschule auf evangelischem Grund

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Schön wäre es, wenn die Überschrift dieses Zeitungsartikels der Wahrheit entspräche: „Katholische Bekenntnisgrundschule St. Antonius Hau muss Gemeinschaftsgrundschule werden“. So heißt es im Lokalkompass für Bedburg-Hau vom 14. März. Stimmt aber nicht ganz, die Gemeinde hat lediglich das Umwandlungsverfahren angestoßen. Erst im 2. Halbjahr des Schuljahres 2023/24 werden die Eltern darüber abstimmen können, ob die Schule tatsächlich umgewandelt wird.

Der Auslöser für dieses Umwandlungsverfahren ist ungewöhnlich: Die Schule soll in einen Neubau umziehen. Das dafür vorgesehene Grundstück gehört der Evangelischen Kirche. Und die verlangt, dass die Gemeinde als Schulträger ein Verfahren zur Umwandlung der Katholischen Bekenntnisgrundschule in eine Gemeinschaftsgrundschule einleitet. Ob eine ausreichende Zahl von Eltern sich auch in diesem Sinne entscheiden, wird sich zeigen.